1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nehrung hinein. Wir folgen dem Weichselstrom, der sich wie ein Silberband
durch flache Landschaft in mancher Krümmung der See nähert. Die langen
Molen zeichnen sich deutlich in die See hinein mit dem eisernen Leuchtturm
an ihrem Ende, und sie weisen gleich einem Finger nach der Reede hin,
welche von Schiffen gleichsam belebt ist. Auch manches Schiff mit weiß-
glänzenden Segeln erscheint nordwärts, indem es die Halbinsel Hela um-
segelt, die öfters mit ihren Sanddünen auch dem unbewaffneten Auge deut-
lich erscheint, ja auch wohl durch jenes feenhafte Zauberspiel gebrochener
Lichtstrahlen in nächster Nähe sich zeigt Zu unsern Füßen, wenn wir über
die bewaldeten Höhen des Karlsberges kaum hinwegblicken, dehnt sich Oliva
mit mannigfachem Reiz aus. Aus dem vielfarbigen Grün hebt sich der
kleine, rote Turm der evangelischen Kirche, dann die zierlich spitzen Zwilling^-
türme der schö-
nen, würdigen
Klosterkirche,
und neben ihnen
zeichnen sich als
grade Linien die
hohen Hecken des
Klostergartens
in dem übrigen
Grün ganz deut-
lich ab. Weiter-
hin schließt sich
daran der Ort
Oliva, dessen be-
lebte Straßen
klar vor uns
liegen, und der
durch die nahen
Gewässer mit
blinkendemspie-
gel freundlich
verschönt wird. Jenseits heben sich sanft die Höhen von Pelonken empor.
Weiter rechts öffnet sich der reizende Grund von Freudental und Schwaben
tal mit seiner stillen, lieblichen Zurückgezogenheit, wie wir sie eben vorhin
schilderten. Lange, recht lange kann man hier verweilen, und gewiß werden
die meisten Besucher dieser Höhe dennoch früher von ihr scheiden müssen,
als sie es eigentlich wünschen." Die ganze Landschaft atmet die lebens-
und freudevolle Poesie eines Reinick, des Danziger Dichters; hier kann man
seinem „Sonntagsmorgen" nachempfinden, hier mit ihm jubeln: „O, wie ist
doch die Erde so schön, so schön!"
An den Westrand dieser Wälder grenzt die sogenannte Seenplatte, ein
ödes Sandgebiet, das an manchen Stellen überhaupt keine Humusdecke trügt.
Hier ist's nicht gastlich, wenn der Sturm über die Fläche führt, uns den
scharfen Sand ins Antlitz treibt und das brennende Auge keine Ruhepunkte
findet als hier und da eine kleine Kaschubenhütte. In diesem Landstrich
ist der Baumwuchs wohl infolge der häufigen, scharfen Winde nur ärmlich:
die Ebereschen und Weiden, die am Wege stehen, von deren Zweigen die
Blick auf den Mariensce im Kreise Karthaus.