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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 158

1912 - Danzig : Kasemann
158 Wenn man aus leisem Kahn durch Binsen, Rohr und Schilf hindurch- gleitet und am westlichen Horizont die Abendsonne die Türme Elbings ver- goldet, dann spielt die Künstlernatur uns ein anderes Lied. Aus dem Weidenbusch tönt der langgezogene Triller des Grillensängers, klagend und anheimelnd zugleich; dumpf rollt der Ruf der Rohrdommel, man weiß nicht von nahe oder fern; eine letzte Möwe schreit über uns hinweg; ringsum beginnt ein Choral, schwellend und brausend, tausendstimmig, trotz seiner Disharmonie schön in seiner eintönigen Unendlichkeit: der Frösche Abend- gesang. Plötzlich knallt ein Schuß, von allen Hunden mit hallendem Gebell begrüßt, ein Machtzeichen des Menschen, des Herrn der Natur. Ehrfürchtig und erschreckt lauscht einen Augenblick das Getier empor. — Ein Herbsttag lagert über dem See. Braun flattert die Mähne des reifen Rohres im Winde, wilde Enten und Gänse schnattern zum Abschied, und mahnend bläst der Kranich zum Aufbruch. Klingend schwirren die Schwäne fort, dem Süden zu. — Der Winter ist da und hat den See in feste Bande geschlagen. Die Tierwelt hat sich zur Ruhe begeben. Doch frohes Lachen schallt über das Eis. Eine Schlittenpartie rauscht mit fröhlichen Leuten vorüber. Dumpf dröhnt hinter den Lustigen her ein rollendes Krachen, und ein Riß zeigt sich in der kristallenen Fläche. „Der Wichert schlägt", sagt das Volk und frischt beim dampfenden Glase alte Sagen und Erinnerungen auf. j Tesseudorf. In den Elbinger Bergen. federleicht war mein Gepäck, ettvn so leicht als mein Sinn, als ich die Wanderung in „die Berge" antrat. Wer am Harz lebt oder am Riesen- gebirge, wer die waldigen Höhen des Thüringerlandes oder Frankens täg- lieh vor sich hat, der weiß nicht, wie es uns hier zu Mute wird, wenn wir einmal etwas sehen, was uns an jene schöne Berggegenden erinnert. Der Bergzug zwischen Frauenburg und Elbing, vier Meilen lang und etwa halb so breit, ist kaum 600 Fuß hoch und reicht den obengenannten Bergen nur bis zum Knie; aber es ist doch eine Höhe! Man sieht sie meilenweit sich duftig und blau aus der Ebene erheben, in schön ge- schwungenen Kuppenlinien und sich allmählich abdachend, zum Haff und zur Elbinger Niederung, oder sich in den Höhen des malerischen Oberlandes fortsetzend. Aber was jene Gegenden nicht haben und was diesen Bergzug so wunderbar macht, an seinem Fuße da lebt es und webt es, da rauschen die Wellen des Haffs, das sich küstenlos nach Norden hindehnt, und von drüben weht uns die scharfsalzige Lust des Meeres entgegen und lockt unsern Blick über die weißglänzende Nehrung hinüber aus die Wellen des tiefblauen Meeres, das von einem, vielleicht auch mehreren Segeln, vielleicht einem Dampsbvote belebt wird. Tieseingeschnittene Waldtäler und Schluchten gliedern den Bergzug; an muntern Flüßchen klappern die Mühlen, und Buchenwälder, so schön wie in dem schönen Holstein, tränken ihre Wurzeln noch in dem Wasser des Haffs.
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