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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 182

1912 - Danzig : Kasemann
182 Während unsere Moore für die glacialen Sträucher schon seltener die geeigneten Daseinsbedingungen bieten, fühlt sich eine ganze Anzahl kraut- artiger Gewächse nordischen Charakters noch recht wohl in der feuchten Torfmoosdecke, und manche von ihnen werden voraussichtlich noch in späten Jahrhunderten den nachwachsenden Geschlechtern von dem langen Winter berichten, der Jahrtausende hindurch unsere Heimat in eisige Fesseln gelegt hatte. Wegen ihres eigentümlichen Baues muten uns diese Arten des hohen Nordens und der Hochgebirge recht fremd an, und wir würden ohne Sach- kenntnis geneigt sein, sie als neue Ankömmlinge zu bezeichnen, während dock gerade sie von den jetzt lebenden Pflanzen diejenigen sind, welche das älteste Bürgerrecht im heimatlichen Blumenteppich besitzen. Sie werden fast alle durch einen auffallend niedrigen Wuchs ausgezeichnet und erinnern dadurch an die Arten der kälteren Breiten, die in wenigen Wochen zur Fruchtreife gelangen müssen, wenn sie sich überhaupt fortpflanzen sollen, weil während der größten Jahreshälfte Eis und Schnee ihre Entwicklung hemmen. Einige Pflanzen der arktischen Gruppe werden auf unsern Mooren allerdings etwas höher als in dem nordischen Gebiete und haben sich dadurch den veränderten klimatischen Verhältnissen angepaßt. Aus der Zahl unserer „Reliktpflanzen" sind besonders bemerkenswert: Karlszepter I, Sumpfenzian2), Moorstein- brech ch, Himmelsleiter^), Rasensimseh, Torsseggeh, Fadensegge?) und arm- blütige Seggech. Wir müssen uns fragen: Wie war es den nordischen Pflanzen möglich, sich Jahrtausende in unserer Flora zu behaupten? Auf dem naßkalten Moore können sich die meisten andern Tieflandpflanzen niemals dauernd an- siedeln, weil ihnen das Dasein hier ungemein erschwert wird. Ein Wett- bewerb zwischen den neuen Ankömmlingen und den Ureinwohnern, den Glazialpflanzen, kann deshalb nur in den allergünstigsten Fällen eintreten. Diesem Umstande verdanken wir in erster Linie die Erhaltung jener uns im heimatlichen Pslanzenkleide so fremd anmutenden Arten. Zu unsern auffälligsten Pflanzengenossenschaften gehören die des Waldes, und besonders diese haben in der Folge einen mannigfaltigen Wechsel er- lebt. Die Untersuchungen der Ablagerungen westpreußischer Moore haben bisher das Vorhandensein der vorhin gekennzeichneten Zwerggesträuchflora (vgl. S. 181), die wir nach einer ihrer Leitpflanzen, dem Silberstern (vr/as oetopstaia), als Dryasflvra bezeichnen, und nur weniger Waldschichten ergeben. Systematische Untersuchungen benachbarter Gebiete haben aber ge- zeigt, daß unsere gegenwärtige Flora in fünf großen Entwicklungsstufen zu- stande gekommen ist, die wir bezeichnen als Dryas-, Birken-, Kiefern-, Eichen- und Buchenzeit nebst der allgemeinen Verbreitung der Kulturpflanzen durch den Menschen. Vor der Rotbuche ist sicher die Fichte bei uns eingewandert. — Diese Stufen sind natürlich nicht so zu deuten, als ob beispielsweise während der Buchenzeit nur Buchenwälder in Norddeutschland bestanden hätten, sondern so, daß mit der Einwanderung der Buche ein neuer wichtiger Waldbaum hinzukam. J.n der Zeit, als nacheinander Birke und Kiefer unsere Hauptbäume waren, trat eine allmähliche Hebung des westlichen Ostseegebietes ein, so Pedicularis sceptrum Carolinum. 2) Sweertia perennis. 3 4) Saxifraga hirculus. 4) Polemonium coeruleum. 5) Scirpus caespitosus. 6) Carex heleonastes. 7) C. chor- dorrhiza. 8) C. pauciflora.
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