1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dieser Zeit milde und feucht. „Ausgedehnte Tvrstnoosdecken bildeten sich
aus und verursachten die Entstehung großer Hochmoore. Am Ende der
Eichenperiode wurde das Klima trockener, die Torfmoose verkümmerten in-
folgedessen oder gingen zugrunde, und die Hochmoore bedeckten sich statt
ihrer mit Wollgräsern und Strauchheiden, stellenweise mit kümmerlichen
Nadel- und Birkenwäldern oder mit Waldgebüsch." In diese Zeit fällt ein
neuer Zuzug pontischer Arten aus dem Südosten, die Weichsel als Zug-
straße benutzend: Zwergkirsche1), Österreichischer Ehrenpreis u. a.
Als die Ostsee die vorhin gekennzeichneten Senkungen erfuhr und das
nach einer damals zahlreich vorkommenden Schnecke, der Litorina litorea,
benannte Litorina-Meer entstand, das, wie vorhin angedeutet, das kon-
tinentale Lokalklima
veränderte, waren die
geeigneten Daseins-
bedingungen für eine
Anzahl an ein feuchtes
und kühles Klima ge-
bundenerpflanzen ge-
boten, die wir nach
ihrem Hauptverbrei-
tungsgebiet als at-
lantische bezeichnen.
Die große Glocken-
heide b), der Gagel-
strauchs) und andere
mögen dann zu uns
eingewandert sein.
Auch die Küsten-
flora empfing aus
dem Westen, aber auch
aus dem Osten, neue
Glieder.
Die letzte Hauptabteilung der Entwicklungsgeschichte unseres heimischen
Pflanzenlebens brachte uns zwei wichtige Baumarten: die Fichte aus dem
Osten und die Buche aus dem Südwesten. Die erstere, die heute nur an
der ostpreußischen Grenze bei Elbing und Dt. Eylan wildwachsend vor-
kommt, dürfte ehedem verbreiteter gewesen sein. Reste von untergegangenen
Fichtenwäldern liegen beispielsweise in einigen Mooren des Kreises Putzig
begraben.
Während der langen Entwicklung der Landflora wurde auch die Vege-
tation der Gewässer bereichert. Nach den ersten Phasen, die wir als die
Zeit der Laichkräuter (Potamogetonaceeo) — mit der Dryaszeit zusammen-
fallend —- und die Zeit der Seerosengewächse (^mpbaaaeoon) — mit der
Birken- und dem Hauptteil der Kiefernepoche zusammenfallend — benennen,
folgt die Zeit der Wassernuß5) — mit dem Ende der Kiefern- und der
Eichenzeit zusammentreffend. Bemerkenswert ist es, daß die Wassernuß nicht
i) Prunus fruticosa. 2) Veronica austriaca. 3) Erica tetralix. 4) Myrica gale.
5) Trapa natans.
Leitfossilien der vier postglazialen Entwicktungsperioden der
Ostsee: a) Yoldia arctica. b) Ancylus fluviatilis,
c) Litorina litorea, d) Mya arenaria.