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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 244

1912 - Danzig : Kasemann
244 die Mannigfaltigkeit im Gestühl und der ringsherum laufende Kranz mit bildgeschmückten Emporen anst als wertvolle Bereicherungen des älteren Kirchenbau-Programms. So hat jeder Kreis, jedes Dekanat seine Besonder- heit; eine selbständige Gruppe bilden z. B. auch die vielen kleinen Kirchen des Kreises Dt. Krone, die sich durch einen sehr bescheidenen, aber doch anheimelnden Ausbau kennzeichnen. Auffallend ist der Mangel an Epitaphien und Grabsteinen in den west- preußischen Dorfkirchen; im Vergleich zu den Nachbarprovinzen ist der Bestand an solchen Stücken sehr dürftig. Nur die Niederungskirchen haben den sinnigen Schmuck der Totenschilder wenigstens seit der Zeit etwa vom Jahre 1750 an. Orgeln sind in allen größeren Dorfkirchen schon in sehr früher Zeit nachweisbar, soweit uns alte Visitations-Protokolle Aufschluß geben. Ihr Platz war rechts vom Altar an der Längswand, entweder über der Sakristei oder einer Vorhalle. Erst im 17. Jahrhundert begann man hierfür besondere Chöre an der Westwand, gegenüber dem Altar, einzubauen und darauf kleinere Positive oder größere Orgelwerke mit reich geschnitztem Prospekte aufzustellen. Eine jede Dorfkirche hat ihr eigenes Geläut, sei es im Turm oder im niedrigen Glockenstuhl. Wie in der ganzen Christenheit, ruft auch bei uns die Glocke zur Andacht, sie mahnt die Säumigen und tröstet die, welche fern bleiben müssen. Die reiche Klangwirkung, welche in engen Gebirgs- tälern entsteht, fehlt uns, und doch ist der Glockenklang auch bei uns schön und erhebend. Wohl kein Wanderer, der eine Kirche besichtigt, wird es versäumen, den Turm zu besteigen und die Glocken zu betrachten, die so viel von der Heimatgeschichte zu erzählen wissen. Die ältesten Glocken finden wir in Deutsch Brzozie (Kr. Löbau), in Bischöflich-Papau und in Damerau (Kr. Flatow). Sodann finden wir zahlreiche Glocken, die in den Werkstätten des Deutschen Ordens, zu Marienburg und zu Danzig gegossen sind, und die deshalb auch das Hochmeisterwappen tragen, so in Gorrenschin, Gr. Zünder, Mielenz u. a. Daneben müssen noch andere Werkstätten be- standen haben oder herumziehende Gießer tätig gewesen sein. Glocken mit der Inschrift o rex glorie Christe veni cum pace (O König der Ehren, Christus, komm zu uns in Frieden) oder ave maria gracia plena sind recht häufig. Die Plünderungen im Jahre 1414 und im Städtekriege 1454 bis 1466 haben viele alte Glocken zerstört und damit zu neuen Güssen Anlaß gegeben; die damaligen Glockengießer, um 1500, haben ihren Werken besonders schönen Klang und fein modellierten Schmuck zu geben gewußt, so um ein Beispiel herauszugreifen der Meister der großen Glocke zu Fischau (Kr. Marienburg). Die Inschriften werden jetzt allmählich deutsch, so: „in di ere gvtis marien aller Hilgen im 1494 iare" oder „Jhesus nascrenus en Kanick der iuden derbarme di aver uns." Unübersehbar wird dann die große Zahl der im 16., 17. und 16. Jahrhundert entstandenen Glocken und entsprechend groß auch die Zahl der Gießhütten. Im Norden der Provinz beherrschten die Familien Benninck und dann Wittwerck zu Danzig mehrere Generationen hindurch den Markt; nicht so bedeutend sind Michael Dormann und die Mitglieder der Familie Herbst zu Elbing. Thorn tritt in dieser Hinsicht weniger in den Vordergrund. Im Westen der Provinz waren der Pommer Joachim Karstedt und der Lothringer Franz Dubois zu Pr. Fried- land vielbeschäftigte Meister. Etwas Seltsames ist es, wenn wir in Kunzen-
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