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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 248

1912 - Danzig : Kasemann
248 Vorher ist erwähnt worden, daß die Landwirte sich auch mit großer Energie auf die Verbesserung der Viehzucht gelegt hatten. In erster Linie wurde das Rindvieh verbessert, man war bestrebt, große, wohlgeformte Ochsen aufzuziehen, und dabei die wertvolle Schlempe als Mastfutter zu ver- werten. In wenigen Jahrzehnten hatte man in den Mastställen eigen ganz anderen Eindruck als früher. Es waren wohlgebaute Tiere vorhanden, welche bei guter Fütterung reichlich Fleisch angesetzt hatten, und man konnte von Fleischern und Händlern, welche die Provinz bereisten, um zu wissen, wo sie später gutes Mastvieh kaufen konnten, gelegentlich hören, daß hier in der Provinz große Fortschritte in bezug auf die Mastwirtschaft erzielt waren. Es dauerte nicht lange, so wandte man sich auch der Schafzucht zu, und auf diesem Gebiete fand man vortreffliche Vorbilder und Lehrmeister in Schlesien. Dort war die Zucht von Herden, die nicht blos reichliche, sondern auch feine Wolle hergaben, schon früh eingeführt. Die einzelnen Wollhaare sollten so dünn als möglich sein, weil sich dann die feinsten und wertvollsten Gewebe daraus herstellen ließen. Nicht blos auf die Feinheit, sondern auch auf die Ausgeglichenheit wurde großer Wert gelegt, d. h. die Schafe sollten möglichst auf allen Körperteilen gleichmäßig feine Wolle tragen. Bei den nicht sachgemäß gezüchteten Tieren fand man meistens über den Rippen die feinste Wolle, in der Nähe des Schwanzes und auf dem Bauch die gröbste. Es fand sich eine Zahl von Männern, welche ein förm- liches Studium aus dieser Frage machten, und die Verhältnisse, unter welchen die verschiedenen Arten von Wollqualitäten hervorgerufen werden könnten, zu ergründen suchten. Aus diesen Männern bildete sich ein besonderes Ge- werbe, sie erboten sich, ihre Kenntnisse bei der Zucht in einzelnen Herden zu verwerten, und übernahmen die Leitung der Zucht, wurden von Besitzern größerer Herden als „Züchter" oder Schäferei-Direktoren, oft gegen Ge- währung einer bedeutenden Tantieme angestellt und haben zweifellos zur Verbesserung der Wollzucht Erhebliches beigetragen Sie übernahmen die Pflicht, sich in Gegenden, wo die Wollzucht gute Fortschritte gemacht hatte, zu orientieren, und aus guten Herden geeignete Zuchtböcke zu kaufen. Die Zucht feiner Wolle wurde seit alter Zeit in Spanien getrieben, und von dort her stammt auch der Name des besonders in Schlesien beliebt gewor- denen „Elektoral"-Stammes, welcher dafür berühmt war, das allerfeinste Wollhaar zu liefern. Nun wurde durch die Sachverständigen festgestellt, daß dies keineswegs unter allen Umständen das eigentliche Ziel der Zucht sein dürfe, denn man bemerkte, daß bei Tieren, welche die feinste Wolle lieferten, Mängel im Körperbau eintraten; sie wurden vielfach feinknochig, die Hinterbeine enggestellt, und man konnte von ihnen keine kräftigen Sta- turen erwarten. Auf letztere wurde aber großer Wert gelegt, nun tat auch die Mode das ihrige dazu, und die „Negretti" wurden beliebt, eine neue Rasse, welche sich durch kräftigen Körperbau und etwas gröbere Wolle auszeichnete, ein Mangel, den man durch richtige Zucht verbessern zu können hoffte. Dann kam etwa in den 1840er Jahren wieder eine neue Rasse in Aufnahme, welche aus Frankreich stammte, und nach der Schäferei, in welcher sie schon längere Zeit gezüchtet war, „Rambouillet" benannt wurde. Diese Tiere zeichneten sich durch große, gutgebaute Körper und eine zwar etwas gröbere, aber gleichmäßige Wolle aus, während manche aber auch einen feineren Charakter besaßen. Von diesen Tieren wurde eine große
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