1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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durch den Dampfer hatten dann, ebenso wie der Kaiser-Wilhelm-Kanal, in
immer wachsendem Maße den großen Nordseehäfen Hamburg und Bremen
das Übergewicht gebracht.
Seitdem die von der Natur gegebene Wasserstraße ihre Ansschlag gebende
Rolle für den Handel verloren hatte, war Danzig zu einem schweren und
nicht mehr ruhenden Kampfe gegen die günstiger gelegenen westlichen Plätze
gezwungen, um seine Stellung halbwegs zu behaupten.
Jeder kleine Kolonialwarenhändler aus einem entlegenen Orte der Provinz
konnte seinen Sack Kaffee, seinen Reis, Tee usw. direkt von Antwerpen,
London, Hamburg, Bremen
beziehen, da die Großhändler
jener Plätze den Wettbewerb
mit dem Großhandel Danzigs
durch Agenten und Reisende
aufnahmen. Danzig hatte aller-
dings insofern von diesen Ge-
schäften einen gewissen Vorteil,
als die Waren in Spedition
über diesen Hafen gingen und
als die notwendig gewordene
Einrichtung fester Dampfer-
linien von Bremen, Hamburg
und Stettin einerseits, die
moderner ausgebildete Fluß-
schiffahrt andererseits doch dem
billigsten Wege, dem Wasser-
wege, in der guten Jahreszeit
allmählich wieder zu gesteiger-
tem Einflüsse verhalsen.
Der Großhandel hatte die
Aufgabe, neue Wege zu finden.
Er nahm mit den westlichen
Plätzen den Wettbewerb auf
und folgte ihrem Beispiel, in-
Das Krantor in Danzig. dem er in größeren Posten
seine Waren direkt von den
Erzeugungsländern, insbesondere Kaffee von Brasilien, zu beziehen begann.
In den abgelaufenen 40 Jahren ist der Verbrauch der wichtigsten
Artikel des Warenhandels, Kaffee und Reis, natürlich sehr bedeutend ge-
wachsen, so daß die Einfuhrziffern, wenn auch beeinflußt durch Konjunkturen
und Handelskrisen oder, wie bei Reis, durch die heimische Kartoffelernte,
eine stetig steigende Tendenz zeigen. Kulturgeschichtlich betrachtet, bieten
aber diese Ziffern kein sehr erhebliches Interesse, denn die Technik des
Handels hat sich nicht wesentlich verändert. Handelspolitisch von geringerem,
kulturell von größerem Interesse sind aber einige Waren, die mehr dem
Genusse, als den Notwendigkeiten der täglichen Ernährung dienen, die Ge-
würze, vor allem aber die Früchte fremder Zonen. Es ist bekannt, wie zur
Zeit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien die Erlangung der köst-
lichen (Gewürze jenes fernen Landes, der Nelken (Nägelein), des Pfeffers,