1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Lokomotivfabrik; sodann die Herstellung von Messing-, Kupfer-, Nickel- und
sonstigen Blechen und von Draht verschiedenster Art; nicht zu vergessen
den großartigen Schiffbau, wie er uns in Danzig und Elbing begegnet.
Sehr entwickelt ist auch die Industrie der Nahrungs- und Genuß-
mittel, vor allem die Mühlenindustrie, die Spiritusgewinnung, die Brannt-
wein- und Likörfabrikation, die Bierbrauerei, die Tabakindustrie, ganz be-
sonders die Zigarren- und Zigarettenfabrikation, sowie die Zuckerindustrie,
die eine weit über die östlichen Provinzen hinausgehende Bedeutung ge-
wonnen hat. Als ein wichtiger Industriezweig der Provinz Westpreußen
erscheint ferner die Industrie der Steine und Erden, welche zahlreiche
Ziegeleien, Kalkbrüche, Kunststeinfabriken, Glashütten, Braunkohlengruben
usw. umfaßt. Weltberühmt ist die Gewinnung und Verarbeitung des
Bernsteins in Danzig. Erwähnt seien noch die Betriebe, welche forst-
wirtschaftliche Nebenprodukte verarbeiten und Leuchtstoffe, Fette, Öle
und Firnisse herstellen, die chemischen Fabriken, besonders diejenigen,
welche künstliche Düngemittel erzeugen, die Leder- und Lederwaren-
fabriken, die großen Unternehmungen für Hoch- und Tiefbau, die
Papierindustrie und die sogenannten polygraphischen Gewerbe (Buch-
druckereien u. dgl.).
Was die räumliche Verteilung der Industrie in der Provinz West
Preußen betrifft, so hat der Regierungsbezirk Danzig mehr Fabriken und
eine viel größere Zahl von industriellen Arbeitern als der Regierungsbezirk
Marienwerder. Naturgemäß befinden sich die meisten gewerblichen Anlagen
in den Städten, und zwar vornehmlich in Danzig, Elbing, Preußisch-Stargard,
Graudenz und Thorn.
Die Provinzialhauptstadt Danzig ist zugleich der Hauptsitz der west-
preußischen Industrie. Sie erfreut sich einer glücklichen geographischen Lage
und erscheint deshalb für industrielle Tätigkeit in höherem Maße geeignet.
Abgesehen von Kiel hat kein Hafen der deutschen Ostseeküste so gute Wasser-
verhältnisse wie Danzig. Auch ist hier das Eisenbahnwesen für den Güter-
verkehr recht günstig; andererseits haben wir von Danzig im allgemeinen gute
Zugverbindungen nach den verschiedenen Richtungen, geradezu vorzügliche
Fahrgelegenheiten nach Berlin und dem fernen Westen. Die Arbeiterverhält-
nisse sind im Vergleich mit denjenigen anderer Städte des Ostens leidlich gut
zu nennen. Jedenfalls sind in Danzig manche Vorbedingungen für eine in-
dustrielle Entwickelung, selbstverständlich innerhalb gewisser Grenzen, gegeben.
klm nunmehr die einzelnen Industriezweige, die in der Stadt Danzig
und in ihrer nächsten Umgebung vertreten sind, aufzuführen, so ist vor allem
der Schiffbau zu nennen, dessen Ruf weit über die Grenzen der östlichen
Provinzen hinausgedrungen ist, ja die Welt erobert hat. Hierher gehören die
Kaiserliche Werft, die Schiffswerften von F. Schichau und I. W. Klawitter
und die Danziger Schiffswerft und Maschinenbauanstalt Johannsen & Co.
Sehr bedeutende Anlagen weist auch die Metallindustrie auf. Zu
erwähnen sind zwei staatliche Betriebe: die Königliche Gewehrfabrik und
die Königliche Artilleriewerkstatt, die Kesselschmiede und Maschinenbauanstalt
von I. W. Klawitter, die Waggonfabrik, die Schrauben-, Muttern- und Nieten-
fabrik, die Deutschen Feld- und Industriebahn-Werke, mehrere andere
Maschinenfabriken, Kesselschmieden, Eisenkonstruktions-Werkstätten, Kunst-
schmieden und Schlossereien, Apparatebauanstalten usw.