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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 290

1912 - Danzig : Kasemann
290 Die Stuhlfabrik in Gossentin, Kr. Neustadt Wpr. Die im Jahre 1899 gegründete Fabrik wurde, als sie nach mancherlei Fährnissen eben in das Stadium glücklichen Gedeihens getreten war, am 31. Oktober 1907 durch ein Schadenfeuer so gut wie vernichtet. Es ist ein Beweis für die solide Basis der Fabrik, daß diese trotz erheblichen Schadens größer und in allen Einzelheiten vollkommener neu entstanden ist. Schon unmittelbar nach dem Brande wurde das vom Feuer verschont gebliebene Sägewerk als provisorische Stuhlfabrik eingerichtet: und durch Tag- und Nachtbetrieb ermöglichte die Leitung es, in den beschränkten Räumen etwa zwei Drittel der früheren Produktion herzustellen. Der Wiederaufbau der neuen Fabrik wurde alsbald nach dern Brande in Angriff genommen, sodaß bereits im Oktober 1908 die neue Fabrik der Hauptsache nach in Benutzung genommen werden konnte. Um welche bedeutende Anlage es sich handelt, erhellt daraus, daß die Fabrik auf einem Areal von 15 Hektar bei 7200 Qu.-Mtr. bebauter Fläche für die Stuhlfabrik und 4200 Qu.-Mtr. für das Sägewerk eine Jahresproduktion von 360 000 Stühlen, d. i. etwa 1200 Stühle pro Arbeitstag hergestellt hat, ja 500 000 Stühle pro Jahr mit den vorhandenen Einrichtungen herzustellen in der Lage ist. Es ist hier nicht angängig, den Betrieb in seinen Einzelheiten zu be- schreiben, zumal eine Fülle von Maschinen, insbesondere von Holzbearbeitungs- maschinen, dabei mittätig ist, deren staunenerregende Wirksamkeiten nur die eigene Anschauung erfassen läßt. Nur einige allgemeine Gesichtspunkte mögen hier Erwähnung finden, die Zeugnis für die Gesundheit des Goßlerschen Gedankens abgeben, der einer westpreußischen Industrie Glück und Gedeihen versprach und ebnete, aber auch für den Geist, in dem das Unternehmen geführt wird. Bleibt doch jährlich ein Kapital von 8—900000 Mk. in Form von Löhnen aller Art und Ankäufen für Rohmaterialien aus der Umgegend im Neustädter Kreise. Die Fabrikation ist durch Teilung der Arbeit bis in die kleinsten Einzel- heiten hinein so eingerichtet, daß Arbeiter jeder Art ohne handwerkliche Vor- kenntnis in wenigen Tagen so leistungsfähig werden, daß kein gelernter Arbeiter sie zu übertreffen vermag. So sind von den 630 in der Fabrik tätigen Kräften nur zirka 40 als Werkmeister und Vorarbeiter wirklich Facharbeiter. Als eine vortreffliche Neuerung, die der Fabrik jährlich etwa 40 000 Mk. erspart, verdient die Einrichtung Erwähnung, daß außer dem Holze sämtliche Fabrikations- materialien, wie z. B. Leim, Spiritus, Papier, Jute, Flechtrohr, Bind- faden von den Arbeitern gekauft werden müssen und ihnen mit der ab- gelieferten Arbeit vergütet werden. Da so die Arbeiter ein Interesse an sparsamer Verwaltung ihrer Materialien haben, wird der Vergeudung wirksam Einhalt getan. Sehr interessant sind die Heizungsanlagen. Schon früher wurden natürlich die Holzabfülle zur Heizung mit verwertet, doch war immerhin der Kohlenbedarf recht erheblich. Mit rationelleren Kesseln mit Überhitzungseinrichtung werden die Holzabfälle, die durch Transport- und Absaugeanlagen zum Kesselhause befördert werden, direkt vergast, so
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