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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 334

1912 - Danzig : Kasemann
.334 Ans grauer Bvrzeit. „Folgen sich doch wie die Blätter am Baume die Menschengeschlechter! Welkende streut auf die Erde der Wind, und andere neue Bildet der knospende Wald im wiedergeborenen Friibling. Ebenso wächst ein Menschengeschlecht, und das andere schwindet" ^der null die Geschlechter zählen, die einst aus unserem heimischen Baden lebten, ins Grab sanken und ihres Lebens Frucht auf Söhne und Enkel vererbten? Es geziemt sich, ihrer mit Pietät zu gedenken; zehren wir dach heute nach von dem Erbteil derer, die vor uns waren. Darum ver- nehmen wir gern die Kunde aus alter Zeit, wie sie uns der Mund der Sage in poetischer Verklärung erzählt und der Griffel der Geschichte wahrheits- getreu aufzeichnet. Freilich ist es nur eine kurze Spanne Zeit, von der die Geschichte unserer Heimat zu berichten weiß: nur etwa ein Jahrtausend reichen die ältesten Urkunden zurück. Und doch hat sich unzweifelhaft auch auf westpreußischem Boden durch mehrere Jahrtausende vorher manches wechselvolle Völkerschicksal abgespielt, von dem uns keine Kunde ward. Kein Geschichtsschreiber erzählt uns, welcher Volksstamm zuerst das Weichsel- Ostsee-Land besiedelte, welche Sprache er redete, welchem Gott er diente; wir erfahren nichts von feinen Fürsten und streitbaren Helden, seinen Kämpfen, seinen Siegen und seinem Untergange, wie wir auch nichts wissen von dem Volke, das seine Erbschaft antrat und später weitergab. Ein tiefes Dunkel lagert über der ältesten Vorzeit unserer Heimat. Und doch ist dieses Dunkel für unser Auge nicht ganz undurchdringlich. Es läßt sich manche Spur verfolgen bis in weit entlegene Zeiten. Im Schoße der Erde finden wir die Urkunden, die Zeugnis ablegen von einer Zeit, von der uns sonst keine Chronik, keine Sage, kein Lied berichtet. Da ruht in uralten Gräbern die Asche derer, die hier einst lebten, und mit dieser Asche zusammen so manches Werkzeug, manche Waffe, manches Schmuckstück, das man den Toten mit ins Grab gab. Anderes kam zufällig in die Erde oder wurde ihr bei besonderen Anlässen übergeben. Was nicht aus unver- wüstlichen Stoffen bestand, sondern etwa aus Holz, Leder, Bast, Gewebe, ist natürlich längst vermodert; nur Gegenstände aus Stein, Knochen, Horn und Metall konnten sich Jahrtausende hindurch erhalten. Der Spaten des ge- lehrten Forschers fördert jetzt diese Zeugen einer längst vergangenen Zeit zutage; aber auch der Pflug des Landmannes oder das Grabscheit des Erd- arbeiters stößt manchmal auf diese seltsamen Überbleibsel, die der Unkundige dann wohl staunend betrachtet oder achtlos wegwirft, wenn sie unansehnlich sind. Die Forscher aber, die nach Urkunden über das Leben der Vorzeit suchen, sammeln sorgfältig alle Funde aus alter Zeit. Im Provinzial- Museum zu Danzig findet man sie in großen Schränken aufgespeichert, und man kann Stunden und Stunden vor diesen Schränken zubringen, so viel gibt es da zu sehen, und so viel haben diese stummen Sammlungen zu er- zählen aus grauer, grauer Vorzeit. Wer die ausgestellten Sachen zuerst einzeln betrachtet hat und dann noch einmal das Ganze überschaut, der wird herausfinden, daß die Funde Zeugnis ablegen von einer allmählichen Entwicklung der Kultur auf unserm
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