1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und sorgfältig gearbeitete Werkzeuge. Die Bearbeitung des harten und
spröden Gesteins mit den unvollkommenen Hilfsmitteln der Vorzeit muß eine
mühevolle und langwierige Arbeit gewesen sein. Die Steingeräte sind glatt
Poliert; viele sind durchbohrt, damit man sie bequem an einem Schafte be-
festigen konnte. Wir würden uns die Herstellung dieser Steinsachen kaum
vorstellen können, wenn wir nur fertige Geräte hätten; es sind aber auch
nicht wenig Steinwerkzeuge gefunden worden, die unvollendet geblieben sind
und die uns nun die einzelnen Stufen der Bearbeitung erkennen lassen.
Man gab dem zur Herstellung eines Werkzeuges geeigneten Stein zunächst
durch Zuschlagen, aber auch durch Sägen mit Feuersteinmessern die ge-
wünschte Form. Die Feuersteinmesser wurden Wohl an einem Sägegestell
befestigt und konnten dann bequem unter Druck hin und her gezogen werden.
Das Sägen geschah unter Zuhilfenahme von scharfem Sand und Wasser H.
Die Schnitte führte man von beiden Seiten so tief, bis man das abzusägende
Stück abbrechen konnte. Das Glätten und Polieren der Seitenflächen und
das Znschleifen der Schneide konnte in der Weise geschehen, daß man ans
einen Stein scharfen Sand schüttete und das zu
bearbeitende Stück unter starkem Druck darauf
scheuerte. Auch bei der Herstellung der Bohr-
löcher war der Sand dasjenige Mittel, das den
harten Stein allmählich durchschnitt; die Bohrer
selbst übertrugen nur den Druck und die Be-
wegung auf den Sand. An einigen unvollendet
gebliebenen Bohrungen sieht man, daß in der
Mitte ein Zapfen stehen geblieben ist; es ist
also mit einem Hohlbohrer gearbeitet worden,
wohl mit einem Röhrenknochen. Andere ange-
fangene Bohrlöcher haben keinen Zapfen in der Mitte, sind also mit einem
Vollbohrer hergestellt worden. Da die Bohrer weicher waren als das Ge-
stein, so nutzten sie sich bald ab; die Bohrlöcher sind daher nach der Mitte
zu enger. Man bohrte zuerst von einer Seite bis zur Mitte und dann von
der andern Seite entgegen. Brach ein Gerät beim Gebrauch int Bohrloch
ab, so warf man es nicht gern weg, sondern gab ihm eine neue Durch-
bohrung, um das langwierige Formen und Schleifen eines neuen Gerätes
zu ersparen.
Ja, läßt sich denn aber auch wirklich mit diesen Geräten arbeiten, z. B.
mit den Äxten Holz hauen? Nun, vielen Geräten sieht ntan es an den
Scharten der Schneide an, daß sie fleißig benutzt worden sind; außerdem
hat aber auch ein Altertumsforscher die Brauchbarkeit der Steingeräte
praktisch nachgewiesen, indem er ein Blockhaus errichten ließ, zu dessen Bau
nur Steinwerkzeuge gebraucht wurden. Zur Ausführung einfacher Arbeiten,
wie z. B. Fällen der Bäume, Behauen der Balken, Anfertigung der Türen,
waren sie durchaus geeignet.
Auch als Waffen sind diese Hämmer gewiß nicht zu verachten gewesen.
Von sonstigen Waffen haben sich noch Pfeilspitzen aus Feuerstein erhalten.
Stück eines Steinhammers.
i) Daß scharfer Sand auch das härteste Gestein angreift, wenn er sich daran reibt,
zeigen die glatten Rollsteine, die Flüsse und Bäche mit sich führen, ferner Felsen in
Sandwüsten, die durch angewehten Sand geschliffen werden.