1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Erde in Gewahrsam gegeben worden sind, später aber nicht mehr von dem
Eigentümer gehoben werden konnten. Solche Schatzfunde enthalten prächtige
Armbänder, Ringhalskragen, Gewandnadeln, Gehänge, Schwerter und Dolche
mit kunstreich verzierten Griffen, Kette, verzierte Gefäße, Trinkhörner u. a. m.
Offenbar schätzte man hier nicht nur die Brauchbarkeit der Bronzesachen,
sondern erfreute sich auch an ihrer schönen Form.
In dieser Zeit wurden die Leichen in ihrem vollen Schmuck auf dem
Scheiterhaufen verbrannt; die Asche sammelte man in Urnen und setzte diese
in Steinkammern bei, die man aus Steinplatten zusammenfügte. Diese
Steinkisten, in denen
nach und nach die Urnen
einer Familie beigesetzt
wurden, sind entweder
über der Erde ausgeführt
und mit einem ansehn-
lichen Grabhügel bedeckt
(Hügelgräber), oder man
setzte sie unter der Erde
zusammen (Steinkisten-
gräber). Besonderes In-
teresse verdienen die haupt-
sächlich in Pommerellen
vorkommenden „Gesichts-
urnen". Am Halse, dem
deutlich abgesetzten oberen
Teile der Urne, seltener
auch am Bauche, finden
sich plastische Darstellun-
gen des menschlichen Ant-
litzes: Nase und Ohren,
Augen und Mund, zu-
weilen auch Augenbrauen,
Kinn und Bart; manch-
mal kommen noch Dar-
stellungen der Hände und
Arme auf dem Bauche der
Urne hinzu. Die Ohren sind nicht selten durchbohrt und mit Gehängen aus
Bronze oder Kaurimuscheln geschmückt; manchmal ist auch ein Bronzering
um den Hals der Urne gelegt. Die Urnendeckel haben die Gestalt von
Mützen, Hüten oder Helmen. Eingeritzte Zeichnungen von Schmuckstücken
und Waffen vervollständigen manchmal die Nachbildung der menschlichen
Figur; doch finden sich hin und wieder auch Zeichnungen von Wagen, Reitern,
Tieren, Bäumen auf den Urnen. Offenbar sollten die Gesichtsurnen ein
Abbild des Verstorbenen geben, dessen Asche sie bargen. Wir können an
ihnen noch die Tracht der Bronzezeit erkennen.
Endlich wurde hier auch das Eisen bekannt. Breite und lange
Schwerter, ferner Lanzenspitzen und Schildbeschläge, Hämmer, Feilen,
Nadeln, Scheren usw. aus Eisen finden sich in Gräbern, die etwa aus der
Zeit der Geburt Christi stammen. Man gab sich jetzt bei der Bestattung