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1912 -
Danzig
: Kasemann
- Autor: ,
- Hrsg.: Gehrke, Paul, Schwandt, Wilhelm, Preuß, H., Hecker, Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Seminar, Präparandanstalt, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kloster an der Marienkirche wurde durch den regierenden Bürgermeister
Johann Stroband (1568) in ein Gymnasium umgewandelt.
Inzwischen hatten sich unter den polnischen Großen wiederholt Be-
strebungen geltend gemacht, dem preußischen Schutzlande seine verbrieften
Sonderrechte zu entziehen und es ganz dem polnischen Reiche einzuverleiben.
Hierzu kamen die kirchlichen Streitigkeiten, die die Gegensätze immer mehr
verschärften. Zwar hatte der letzte Jagellone Sigismund Ii. August (1546
bis 1572) der Stadt schon im Jahre 1558 durch ein Privilegium freie
Religionsübung zugesichert, doch brachte bald darauf der kulmische Bischof
teils mit List, teils mit Gewalt die Jesuiten in die Stadt, denen am
21. Juni 1596 die Pfarrkirche zu St. Johann als Kirche der katholischen
Gemeinde der Altstadt verliehen wurde, und diese ließen den Streit nicht
mehr ruhen.
Diesem letzten Jagellonen Sigismund August gelang es, die bisher
hartnäckig gewahrte Selbständigkeit Westpreußens zu brechen, indem er die
Vereinigung des preußischen Landtages mit dem polnischen Landtage durch-
setzte; nur die größeren Städte der Provinz behaupteten ihre alten Freiheiten
und ihre selbständige Verwaltung. Wie machtlos und jeder Willkür aus-
gesetzt aber auch diese Städte waren, geht daraus hervor, daß er entgegen
allem Recht der Stadt Thorn im Jahre 1569 die Birglauer Güter und
Dörfer als ehemalige Krongüter durch den polnischen Adligen Olieski
abnehmen ließ und dieselben nach zwei Jahren gleich willkürlich gegen
24 000 Gulden wieder znrückgewährte. Dieser Handel kostete der Stadt
viele Aufregungen und durch Gesandtschaften und Geldgeschenke große Geld-
summen.
Nach dem Aussterben der Jagellonen wurde Polen ein Wahlreich, infolge
davon wurden die Rechte der Krone immer mehr beschränkt und Zwistigkeiten
und Parteihader bei jeder Neuwahl unausbleiblich, so daß Rechtsunsicherheit
und Willkür erschreckend zunahmen. Der Zusammenhang wurde immer lockerer
und löste sich schließlich in vollständige Anarchie auf, als schließlich ein Gesetz
Zustande kam, wonach der Widerspruch eines einzigen Landboten die Beschlüsse
aller übrigen umstoßen konnte.
Die Stadt Thorn hatte darunter hauptsächlich erst in der Folge zu
leiden und erfreute sich fast bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts bei einer
Einwohnerzahl von 25 000 bis 30 000 Seelen eines erheblichen Wohlstandes.
Ein sicheres Zeichen desselben ist wohl der Umstand, daß der kunstsinnige
Bürgermeister Heinrich Stroband in den Jahren 1603—1604 dem Rathaus
ein Stockwerk aufsetzen ließ und dasselbe mit zierlichen Giebeln und Eck-
türmen in reicher Sandsteinarchitektur versah.
Bald aber wurde die Stadt bei den fast nach jeder Königswahl statt-
findenden Kriegen infolge ihrer Lage an den Hauptverkehrsstraßen in Mit-
leidenschaft gezogen und so ihres Wohlstandes beraubt. So wurde sie im
Jahre 1629 von den Schweden unter Feldmarschall Wrangel belagert, die
aber von der Bürgerschaft und nur 300 Milizsoldaten unter Oberst von Rosen
und dem regierenden Bürgermeister Preuß in dreitägigem harten Kampfe
zurückgeschlagen wurden und sich zurückziehen mußten, nachdem sie die Vor-
städte und Mocker arg verwüstet hatten. Die Vorstädte vom Altthorner Tor
bis zum Schloß waren auf Befehl des Rates in Brand gesteckt, um ein
Festsetzen des Feindes zu verhindern.