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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 503

1912 - Danzig : Kasemann
503 man damals als genial bezeichnete. Das kommissarische Amt wurde aber unter inzwischen veränderten staatlichen Verhältnissen kein dauerndes, viel- mehr wurde von Winter das tatenlose Regierungspräsidium in dem kleinen südlichen Bezirk Hohenzollern-Sigmaringen angeboten. Da kam an ihn der Ruf aus Danzig, die frei werdende Stelle als Oberbürgermeister dieser Stadt und damit eine Umgestaltung ihrer veralteten Zustände zu übernehmen. Als die Stadtverordneten-Versammlung ihn dann aus freiem Antriebe am 23. September 1862 mit allen 47 gültigen Stimmen gewählt hatte, folgte er ohne Zögern dem Rufe Am 6. Januar 1863 erfolgte im Rathause feine feierliche Einführung durch den Regierungspräsidenten v. Blumenthal, der dabei die prophetischen Worte sprach, daß man von seiner Amtsführung hier „Segensreiches erwarte". Der Ausspruch ist vollauf in Erfüllung gegangen, denn von Winter hat Segensreiches, er hat Großes geschaffen. Zunächst wurde das in seinem Innern arg verkommene Rathaus knnstbaulich wiederhergestellt und mit der noch heute mustergültigen Warmwasserheizung versehen, auch die herrliche Halle des Artushofes in würdigen Zustand gebracht. Fast gleichzeitig begann eine umfassende Neugestaltung des sehr rückständigen Volksschulwesens, die Erbauung eigener städtischer Schulgebäude, während diese Schulen bisher in meistens ganz unzureichenden Mietsräumen untergebracht waren, die Ein- richtung zunächst vierstufiger, später auf sechs Stufen erweiterter Schulsysteme mit Rektoren (damals Hauptlehrern) an der Spitze. Die Hauptsorge des neuen Oberbürgermeisters von Anbeginn seiner Amtsperiode war und blieb aber, wie die Gesundheitsverhältnisse der Stadt durchgreifend und für lange Dauer zu verbessern seien. Mit kleinen Mitteln konnte hier nichts Wirksames geschaffen, es mußte ein „großer Wurf" gewagt werden. Und von Winter war ganz der Mann zu solchem Wagemut. Um mehr Licht und Luft in die engen Straßen zu bringen, erstrebte man eine Niederlegung der die Stadt im Westen mit hohen Fronten und Bastionen einschnürenden Festungswälle, aber die Landesverteidigungsbehörde erklärte damals, auf dies Verteidigungsmittel nicht verzichten zu können. Erst ein Vierteljahrhundert später, kurz vor Winters Rücktritt vom Amte, bot sie, wie hier gleich ein- geschaltet sei, aus eigenem Antriebe, jetzt zu lebhafter Sorge von Winters, der Stadt die Wälle zum Kauf und zur Niederlegung an; sie sind denn auch verschwunden und haben einem neuen Stadtteil mit stolzen Gebäuden Platz gemacht. In der ersten Hälfte der 1830er Jahre half man sich zunächst damit, die engen und verkehrsreichen Straßen durch allmähliche Beseitigung der Vorbauten und vorspringenden Perron- und Treppenbeischläge zu ver- breitern, gleichzeitig mit ebenen Bürgersteigen für Fußgänger zu versehen, die bisher in Danzig ganz gefehlt hatten. Den „großen Wurf" zur Sanierung Danzigs bildete aber nach den Plänen von Winters und seiner Freunde das Projekt einer vollständig neuen Be- und Entwässerungs-Anlage. Welche Schwierigkeiten — abgesehen von dem gefürchteten Millionen-Auf- tvande — hierbei entgegentraten und zu überwinden waren, das wissen nur diejenigen, die damals in engerer Gemeinschaft dem Reformator zur Seite standen. Freilich bedurfte es einer fast fünfjährigen, konsequent das Ziel ver- folgenden Vorarbeit, aber dann kam von 1868 ab die überraschende Aus- führung: Danzig erhielt eine herrliche, vor jeder Verunreinigung geschützte, mit eigener natürlicher Druckkraft in die höchsten Etagen der Häuser empor-
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