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1. Sagen - S. 90

1912 - Berlin : Oehmigke
90 zeigten sich am selben Tage. Ein altes Mütterchen, das gelähmt an Krücken herzugewankt war, wurde durch den Anblick des Wunder- blutes geheilt und warf ihre Krücken weg, da sie wieder gehen konnte. Einem Manne, der jahrelang seinen kranken Arm in der Binde getragen hatte, wurde dieser gesund. 4. Nun verbreitete sich alsbald die Kunde von dem Wils- nacker Wunderblut in der ganzen Welt. Von allen Enden kamen Kranke, arme und reiche, um geheilt zu werden. Wer nach Wils- nack pilgerte, erhielt Ablaß seiner Sünden. So konnte bald die Kirche, nunmehr in stolzer Pracht, wieder aufgebaut werden. Wilsnack aber erhob sich zu Wohlstand und wurde eine blühende Stadt. Zwei Jahrhunderte fast erhielt sich der Ruf von der Wundertätigkeit des Blutes zu Wilsnack, bis die neue Lehre Luthers dem Aberglauben ein Ende machte. Walther Nohl. Es war im Jahre 1285, als in die Kirche des Dorfes Techow unfern Wittstock in der Prignitz eingebrochen und verschiedenes wertvolle Kirchengerät entwendet wurde. Unter diesem be- fanden sich auch der Kelch und die Monstranz mit der geweihten Hostie. Eine Spur des Täters war lange Zeit nicht zu entdecken, bis sich endlich in Pritzwalk ein Jude verdächtig machte und infolge verschiedener Äußerungen, die er in dem allgemeinen Gerede über den Kirchenraub getan hatte, eingezogen wurde. Da der Ver- dächtige nichts eingestehen wollte, ihm aber auch nichts zu beweisen war, so konnte er nicht verurteilt werden. Losgelassen wurde er aber auch nicht, weil man meinte, daß die harte Gefangenschaft ihn schon weich machen würde. Da erbot sich ein Pritzwalker Bürger, ein Tuchmacher, den Gefangenen durch List zum Geständnis zu bringen. Obgleich schon mehrere Priester ihr Heil vergeblich versucht hatten, so wollte sich der Tuchmacher doch auch als Priester verkleiden; denn er war der Meinung, daß es seine Vorgänger nur falsch angefangen hätten. Er trat dem Juden durchaus nicht mit Bekehrungsversuchen gegen- über, sondern erzählte sich mit ihm allerlei und machte ihn nach und nach zutraulich, so daß sich der Gefangene in seiner öden, langweiligen Zelle gar bald auf die Besuche des vermeintlichen
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