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1. Sagen - S. 91

1912 - Berlin : Oehmigke
91 Priesters freute, der ihm einige Stunden so angenehm verbringen half, sich mit ihm wie mit seinesgleichen unterhielt und so gar nichts von Bekehrungseifer verspüren ließ. Als der Tuchmacher den Ge- fangenen fo weit hatte, daß er sich mit ihm auch von allen möglichen pfiffigen Gaunerstreichen erzählte, brachte er das Gespräch auch einmal auf den Kirchenraub. Der Jude stutzte zwar, ging aber doch darauf ein, verwickelte sich jedoch bald derart, daß der andere ihn lachend fragen konnte, wie er es nur so geschickt angefangen habe, alle Spuren so gut zu verbergen. Da ging der Gefangene wirklich in die Falle und ließ sich abfragen, daß er unterwegs in der Richtung auf Pritzwalk zu von einer großen Angst wegen der Hostie befallen worden sei, und daß er, um sich von dieser Angst zu befreien, die Hostie am Kreuzwege, wo der Galgen steht, vergraben und die Stelle unter dem Galgen mit einem großen Stein zugedeckt habe. Nun führte man den Juden vor das Tor hinaus und räderte ihn. Die Hostie aber wurde unter dem großen Stein an der be- zeichneten Stelle ausgegraben und mit großer Feierlichkeit in die Kirche nach Pritzwalk gebracht. Sie war blutig, und wo sie ge- legen hatte, war das Erdreich auch mit Blut getränkt. Dieses Erd- reich wurde sorgfältig ausgehoben und ebenfalls als ein Heiligtum verwahrt. Nun wandte sich der Pfarrer von Pritzwalk an seinen Bischof Heinrich von Havelberg, daß er seine Kirche bei den Christen als heiligen Ort in Aufnahme bringen sollte; der Bischof zeigte sich jedoch nicht besonders eifrig für die Sache. Da ritt er einmal von seinem Schlosse in Wittstock nach Pritzwalk, denselben Weg, den damals der Jude genommen hatte. Als er in die Nähe des Galgens kam, wurde er plötzlich krank, so daß er von seinem Pferde herab- gehoben werden mußte. Nun geriet er in große Herzensangst; denn daß er gerade an dieser Stelle krank wurde, erkannte er als ein Zeichen Gottes, und er gelobte sofort, das Heiligtum in Pritz- walk zu besuchen, was er bis jetzt zu tun unterlassen hatte. Kaum hatte er dies Gelübde getan, so fühlte er seine Krankheit schwinden. Nun hatte er an sich selber die Wunderkraft des Heiligtums er- fahren und zweifelte nicht länger daran. Tief ergriffen ging er nach derstelle, wo die Hostie gelegen hatte. So wie er daselbst anlangte, umleuchteten ihn himmlische Strahlen, und als er den Blick auf- wärts richtete, sah er den Himmel offen und den Herrn selbst mit seinen himmlischen Heerscharen. Nun rief er, zur Erde nieder-
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