1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Absetzung, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne löse. Mitten
im Winter wanderte nun Heinrich, nur von seiner Gemahlin und einigen
Dienern begleitet, über die Alpen, 1077. Der Papst hielt sich in dem
festen Schlosse Canossa, südlich von Parma, auf. Im Büßergewand
stand Heinrich am Schloßhoftor und begehrte Einlaß; aber erst am dritten
Tage ließ ihn der Papst vor sich kommen. Er wurde vom Banne gelöst
und kehrte nach Deutschland zurück. Hier hatten seine Feinde schon einen
Gegenkaiser gewählt, nämlich seinen Schwager Rudolf von Schwaben,
der aber von Heinrich besiegt wurde. Die unerhörte Demütigung, welche der
König von dem Papste erlitten hatte, führte ihm wieder viele zu, die ihm
vorher feindlich gegenüber gestanden waren; mit besonderer Treue hielten
die rheinischen Städte zu ihm. Doch hatte er auch fernerhin viele und
schwere Kämpfe zu bestehen; am tiefsten wurde er von seinen eigenen
Söhnen gekränkt, welche sich gegen ihn empörten, so daß er 1106 vor Gram
starb. Roch 5 Jahre mußte sein Leichnam in einer ungeweihten Kapelle
ruhen, bis er vom abermaligen Banne gelöst und im Dom zu Speier
beigesetzt wurde. 8 212 und 213. Ii, 138.
167. Die Kreuzzüge. 1096—1248.
a. Schon seit den ersten Zeiten des Christentums zogen viele Pilger
nach dem hl. Lande, um an den Orten, wo einst der weiland lehrte, litt
und starb, ihre Andacht zu verrichten. So lange die Araber die Herren
dieses Landes waren, duldeten sie diese Pilgerfahrten. Seitdem aber um
das Jahr 1000 die Türken sich des Landes bemächtigt hatten, wurden die
Wallfahrer hart bedrückt, die heiligen Orte entweiht, die Pilger geplündert
und mißhandelt. Auf diese Not der Christen in Palästina wies in einer
begeisterten Rede Papst Zrban Ii. auf der Kirchenversammlung zu
Clermont (chlermoü), in Mittelfrankreich, hin und forderte die Gläubigen
auf, die Massen zum hl. Kriege gegen die Türken zu ergreifen. Auf seine
Rede erscholl der tausendstimmige Ruf: „Gott will es!" und jeder heftete
sich ein rotes Kreuz auf die Schulter. Gleichzeitig zog der Einsiedler
Peter von Amiens (amiäü) von Ort zu Ort und schilderte mit Feuer-
worten die Mißhandlung der Christen im hl. Lande, die er selbst mit an-
gesehen und erfahren hatte.
b. Im Sommer 1096 setzte sich der erste Kreuzzug, aus V2 Million
Streitern bestehend, in Bewegung. Der Anführer war Gottfried von
Bouillon (buljoñ), Herzog von Lothringen. Als das Heer endlich nach
drei Jahren unter zahllosen Gefahren und Entbehrungen vor Jerusalem
ankam*), war es bis auf den zehnten Teil zusammengeschmolzen. Beim
Anblick der hl. Stadt warfen sich die Kreuzfahrer auf die Kniee und
küßten unter Freudentränen den Boden. Die Stadt wurde nach einer
fünfwöchentlichen Belagerung erstürmt und Gottfried zum König von
Jerusalem erwählt; aber der fromme Held wollte keine Königskrone tragen
wo der Heiland eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich nur
„Beschützer des hl. Grabes". Rach seinem Tode nahm sein Bruder den
*) Der Weg ging durch Süddeutschland, die Donau entlang durch Angarn,
Bulgarien, Konstantinopel, Kleinasien und Syrien.