1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Titel eines Königs von Jerusalem an. Das neue Königreich hatte fort-
während gegen die Türken zu kämpfen, weshalb noch sechs Kreuzzüge
unternommen wurden (von 1096- 1248). Trotzdem gingen nach und nach
alle christlichen Besitzungen im hl. Lande wieder an die Türken verloren.
c. Waren auch die Kreuzzüge insofern erfolglos, als es nicht möglich
war, Jerusalem den Christen dauernd zu erhalten, so sind sie doch von un-
berechenbaren Folgen für das Abendland gewesen. Der Sinn für Religiosität
wurde erhöht, die kriegerische Roheit gemildert, Rittertum und Dichtkunst
blühten auf. Die Kenntnis fremder Sprachen, Länder und Produkte
verbreitete sich, und der Landet nahm einen großartigen Aufschwung.
Genua und Venedig waren nun bis zur Entdeckung Amerikas die ersten
Landelsstädte in Europa. I, 115, 135; Iii, 168—170.
168. Das Rittertum.
a. Erziehung der Ritter. Die Lauptmacht des deutschen Leeres
bildete seit Leinrich I. die Reiterei. Da jeder Krieger für Waffen,
Roß und Lebensmittel selbst zu sorgen hatte, so konnten nur Reiche und
Vornehme als Reiter dienen. Diese genossen dafür auch ein höheres
Ansehen und bildeten einen eigenen Stand, den Ritterstand. Die Ritter
wurden für ihren Beruf sorgfältig erzogen. Im siebenten Jahre wurde
der junge Adelige einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edel-
knabe (Page) diente und der ihn in feiner Sitte und allen ritterlichen
Künsten unterwies. Im 14. Jahre wurde er mit dein Schwerte umgürtet,
und er begleitete nunmehr als Knappe seinen Lerrn in den Krieg, zum
Turnier (Kampfspiel) und auf die Jagd. Latte er sich wieder 7 Jahre treu
bewährt, so wurde er im 21. Lebensjahre unter großen Feierlichkeiten in den
Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen
und Gebet auf die feierliche Landlung vor. In einer Kirche, vor dem
Altare wurde er mit der Waffenrüstung angetan und legte das Gelöbnis
ab, die Kirche und ihre Diener zu ehren, die Ungläubigen zu bekämpfen,
die Wahrheit zu reden, die Witwen und Waisen zu beschützen und seine
Ehre unbefleckt zu erhalten. Lierauf erhielt er die goldenen Sporen, das
Abzeichen der Ritterwürde, und der vornehmste der anwesenden Ritter gab
ihm mit dem stachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken und die Schultern;
das war der Ritterschlag. An diese kirchliche Feier schloffen sich noch
weltliche Festlichkeiten, Turnier, Bankett und Tanz an. Ii, 137.
b. Die Ritterburg. Der Ritter wohnte in einer Burg, die gewöhnlich auf
einem steilen, schwer zugänglichen Felsen lag. Sie war durch mächtige Mauern ge-
schützt, häufig auch von einem tiefeil,Graben umgeben, über den eine Zugbrücke führte.
(Siehe Burg Lohenzollern S. 30.) Über dein Eingangstore erhob sich ein Turm, auf
dem der Burgwächter stand, der durch sein Lorn den Bewohnern der Burg den
friedlichen Besuch und den nahenden Feind ankündigte. An einer Seite des geräumigen
Burghofes, in welchem auch der oft sehr tiefe Burgbrunnen stand, lagen die
Pferdeställe und die Wohnungen der Knechte. Das Hauptgebäude aber bildete das
Herrenhaus mit dem Rittersaal, der mit Waffen, Siegeszeichen und den
Ahnenbildern des Ritters geschmückt war. Eine Treppe höher oder dem Herrenhaus
gegenüber lagen die Kemnaten, d. h. die Zimmer für die Burgfrau und die Kinder.
Auch eiue Burgkapelle fand sich in der Regel vor. Über alle Gebäude hinaus
aber ragte der Bergfried, d. h. der Hauptturm, der dem Ritter bei einer Be-
lagerung als Hauptverteidigungs- und letzter Zufluchtsort, zugleich aber auch als Kerker