1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bedroht waren, wieder an Wallenstein wenden. Aber nur unter sehn
harten Bedingungen*) nahm der beleidigte, stolze Friedländer den Ober-
befehl wieder an. In kurzer Zeit hatte er abermals ein großes Leer bei-
sammen. Bei Lützen, unweit Leipzig, kam es 1632 zur Schlacht, in welcher
die Schweden zwar siegten aber ihren König verloren. Wallenstein zog
sich nach Böhmen zurück. Von nun an blieb er ganz untätig. Man.
beschuldigte ihn sogar, daß er heimlich mit dem Feinde unterhandle. Deshalb
wurde er des Lochverrats angeklagt, vom Kaiser geächtet und von seinen
eigenen Offizieren 1634 zu Eger ermordet.
186. Der Westfälische Friede. 1648.
Iii, 178.
a. Nach dem Tode Gustav Adolfs wurde der Krieg ein allge-
meiner, weil nun auch die Franzosen tätigen Anteil daran nahmen.
Diesen war es darum zu tun, das zwiespältige Reich völlig zu verderben
und Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. Deutschland hatte schrecklich
zu leiden. Denn auch aus den schwedischen Truppen war alle Zucht und
Ordnung gewichen, seit Gustav Adolf tot war. Blutige Schlachten wurden,
geliefert; aber keine Partei erlangte über die andere die Oberhand. Als
alle aufs tiefste erschöpft waren, kam endlich im Jahre 1648 nach fünf-
jährigen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den west-
fälischen Städten Münster (mit den Franzosen) und Osnabrück (mit den
Schweden) abgeschlossen; daher heißt er der Westfälische Friede.
b. Durch diesen Friedensschluß verlor Deutschland zwei seiner schönsten
Provinzen. Frankreich erhielt den größten Teil vom Elsaß, mit Aus-
nahme von Straßburg und 10 anderen Reichsstädten; Schweden bekam
Pommern mit der Insel Rügen. Die Schweiz und Lolland, welche
bisher zum Reiche gehört hatten, wurden selbständige Staaten. Außerdem
mußten bedeutende Kriegskosten bezahlt werden. Zwischen Katholiken und
Protestanten sollte vollständige Rechtsgleichheit bestehen.
Die oberste Gewalt im Reiche erhielt der Reichstag, der von nun
an seinen Sitz in Regens bürg aufschlug. Die einzelnen Fürsten aber
wurden fast ganz selbständig, wodurch die Macht des Kaisers und des
Reiches zu einem Schatten herabsank.
187. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges.
Nach diesem verheerenden Kriege bot Deutschland ein gar trauriges-
Bild. Durch dcrs Schwert, durch Lunger oder die Pest war über die
Lälfte der Bewohner umgekommen. Zahllose Städte und Dörfer lagen
in Schutt und Asche oder standen menschenleer. Die Felder waren un-
bebaut; ja, das Land war streckenweise zur Wüste geworden. Zum neuen
Anbau fehlte vollständig alles: Geld, Saatkorn, Zugvieh und arbeitssame
Lände. Wohlstand, Gewerbe, Landet und Industrie, worin Deutschland
bis dahin so großes geleistet hatte, waren vernichtet. Zudem war eine
schreckliche Verwilderung der Sitten eingerissen. Aus den zügellosen
*) Wallenstein durfte alle seine Generale und Offiziere selbst ernennen und-
hatte das Recht, mit dem Feinde über den Frieden zu unterhandeln.