1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
183
202. Schlacht bei Waterloo. 1815.
a. Nach dem Sturze Napoleons versammelten sich die Fürsten
Europas in Wien, um über die neue Ordnung der Dinge zu beraten.
Da traf plötzlich die Nachricht ein, Napoleon habe Elba verlassen und
sei in Frankreich gelandet. So war es in der Tat. Äberall wurde der
Kaiser mit Jubel empfangen. Die Soldaten und Generale, welche gegen
ihn geschickt wurden, gingen begeistert zu ihm über.
b. In kurzer Zeit hatte er ein großes Leer beisammen, mit dem er
seinen feierlichen Einzug in Paris hielt. Sein neues Kaisertum dauerte
gerade 100 Tage. Die auf dem Wiener Kongreß versammelten Fürsten
sprachen nun die Acht über den Friedensstörer aus und schickten ihre Äeere
gegen ihn. In den Niederlanden sollten sich die preußischen Truppen
(unter Blücher) und die englischen (unter Wellington) vereinigen.
Dahin wandte sich nun Napoleon mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zuerst
griff er die Preußen an. Da ihnen niemand zu Äilfe kam, wurden sie
besiegt. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer, welche bei
Waterloo oder Belle-Alliance (bell aíliañs, südl. von Brüssel) standen.
Noch rechtzeitig kam ihnen Blücher zu Äilfe, und die Franzosen wurden
gänzlich geschlagen. Napoleon ging nun rasch nach Paris zurück und
wollte nach Amerika entfliehen; aber er mußte sich einem englischen Kriegs-
schiffe ergeben und wurde auf die einsame Insel St. Äelena im At-
lantischen Ozean verbannt, wo er, abgeschloffen von der Welt, 1821 starb.
c. Die Verbündeten zogen nun zum zweitenmale in Paris ein und
schlossen mit Frankreich den Zweiten Pariser Frieden. Allein allzu
glimpflich verfuhr man mit dem Lande, das so freventlich das Wohl der
anderen Nationen vernichtet hatte; denn in diesem Frieden behielt Frankreich
abermals Elsaß und Lothringen; doch mußte es bedeutende Kriegskosten
zahlen und die geraubten Kunstgegenstände herausgeben.
203. Der Deutsche Bund.
a. In Deutschland wurde nach Napoleons Verbannung das Kaiser-
tum nicht wieder hergestellt. Die 38 Staaten, aus denen es bestand,
schloffen den Deutschen Bund, dessen Führung Österreich zugewiesen wurde.
Die Abgesandten dieser Staaten bildeten zusammen den Bundestag,
der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hatte. Der Bundestag sollte alle
gemeinsamen Angelegenheiten beraten und ordnen.
b. Seiner Größe, Macht und Bildung nach hätte nun Deutschland
einer der ersten Staaten Europas sein sollen. Aber innere Zwietracht
verhinderte dies. Die beiden Großstaaten Preußen und Österreich standen
einander mißtrauisch gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen.
c. Auch im Innern der einzelnen Staaten herrschte nicht die ersehnte
Zufriedenheit. Beim Ausbruch der Freiheitskriege hatten die meisten
deutschen Fürsten ihren Völkern als Aufmunterung zum Kampfe Ver-
besserungen versprochen, namentlich Verfassungen, d. h. Verträge
zwischen Fürst und Volk. Durch diese sollten jedem Teile seine Rechte und
Pflichten genau abgegrenzt und zugewiesen werden.