1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sehr ungleich. Auf der einen Seite stand der Kaiserstaat Österreich mit
36 Millionen Einwohnern; mit ihm verbündet waren Bayern, Württemberg,
Baden, Lessen, Nassau, Hannover, Sachsen und einige Kleinstaaten, zu-
sammen mehr als 14 Millionen Verbündete; auf der andern Seite hatte
Preußen nur eine Bevölkerung von 19 Millionen, und die ihm befreundeten
Staaten konnten ihm keine bedeutende Unterstützung bringen. Allein durch
gute Bewaffnung und vortreffliche Führung war es seinem Gegner über-
legen; dazu hatte es sich mit Italien geeinigt, das Österreich von Süden
angreifen sollte.
b. Gegen Italien blieben die kaiserlichen Leere siegreich; allein gegen
Preußens vortreffliche Kriegsmacht konnten sie nichts ausrichten. Sie
wurden in der Lauptschlacht bei Königgrätz oder Sadowa (a. d. Elbe)
vollständig geschlagen. Schon rückten die Preußen gegen Wien vor, als
es zum Waffenstillstand und bald darauf zum Frieden von Prag kam.
In diesem überließ Österreich seinem siegreichen Gegner gegen eine Ent-
schädigung die beiden Elbherzogtümer, verzichtete auf die Führerschaft in
Deutschland und trat aus dem Deutschen Bunde aus. An Italien mußte
Österreich Venetien abtreten. Auch sämtliche Verbündete Österreichs
waren den preußischen Waffen unterlegen. Baden, Württemberg, Bayern
und Lessen mußten bedeutende Kriegskosten an Preußen zahlen. Lan-
nover, Kurhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt, ebenso
Schleswig-Lolstein wurden dem preußischen Staate einverleibt. Da-
durch erhielt dieser einen Zuwuchs von etwa 70000 qkm Land mit über
vier Millionen Einwohnern. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst. Preußen
vereinigte unter seiner Führung die deutschen Staaten nördlich vom Main
zum Norddeutschen Bunde. Mit diesem schlossen die Südstaaten (Baden,
Württemberg und Bayern) ein Schutz- und Trutzbündnis ab und
unterstellten für den Fall eines Krieges ihre Leere dem Oberbefehl des
Bundesfeldherrn, dem König von Preußen, Wilhelm I. So war die
Einigung Deutschlands wesentlich gefördert.
206. Der Deutsch-Französische Krieg. 1870/71.
Ii, 167—172; Iii, 187—202.
a. Kriegserklärung. Preußens Siege und die angebahnte deutsche
Einheit beunruhigten die Franzosen und besonders ihren Kaiser Napoleon Iii.
sehr. Dieser hoffte, durch die Besiegung Preußens und die Eroberung der
Nheinlande den Ehrgeiz der „großen Nation" zu befriedigen und seinen
wankenden Thron zu befestigen. Einen äußerst günstigen Vorwand boten
ihm die Verhältnisse in Spanien dar. Die Spanier hatten nämlich 1868
ihre Königin vertrieben und boten ihren Thron dem Prinzen Leopold von
Lohenzollern (einem weitläuflgen Verwandten des Königs von Preußen) an.
Da Napoleon darin eine Störung des europäischen Gleichgewichtes erblickte,
so schlug der Prinz freiwillig die Krone aus. Damit nicht zufrieden, ver-
langte der französische Kaiser von dem Könige von Preußen, als dem
Laupte der Lohenzollern, die Erklärung, daß niemals ein Prinz aus diesem
Lause die spanische Krone annehmen dürfe. Diefe Erklärung konnte der
König nicht abgeben, worauf am 19. Juli 1870 Frankreich an Preußen
den Krieg erklärte.