1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der Magen der Wiederkäuer ist hiezu eigenartig eingerichtet. Er besieht aus
vier Abteilungen. Die Nahrung gelangt beim Verschlucken zunächst in den weiten
Pansen d, der gleichsam die Vorratskammer bildet; von hier aus tritt sie in den
Netzmagen (die Laube) c, wird dort in Bissen geformt und durch eine Art Brech-
bewegung wieder in den Mund zurückgebracht
und nun erst vollständig zerkaut und gründlich
mit viel Speichel vermischt (Wiederkauen). Wird
sie hierauf zum zweitenmale verschluckt, so kommt
sie in den Blättermagen (Psalter) b, wo erst
die Verdauung beginnt; iin Lab in agen e wird
der Nahrung endlich der scharfe Magensaft (das
Lab) beigemischt. Der Darmkanal der Wieder-
käuer ist wie bei allen Pflanzenfressern sehr lang. —
Zweck?(S
Nutzen. Während seines Lebens dient das
Rind als starkes Zugtier und gibt uns außer-
dem die süße Milch, die fette Butter und den
wohlschmeckenden Käse und zwar das ganze
Zahr hindurch, was bei keinem wildlebenden Tiere Magen der Wiederkäuer,
der Fall ist. Das ist ein Ergebnis der Zucht;
(vgl. Eierlegen beim Äuhn). Geschlachtet liefert es saftiges Fleisch, Talg zu Seife
und Kerzen, Laut zu Leder, Lörner, Klauen und Knochen zu Leim und Dünger. Das
Rind besitzt wenig Begabung, ist aber gutmütig und lenksam; die Stiere zeigen sich
oft wild unh bösartig.
b. Rassen. Zn Italien, Angarn, Ägypten und Südasien lebt der Büffel mit
rückwärts gerichteten Lörnern, in Indien der Zebu mit Fetthöcker; der wilde
Auerochse (Wisent), mit einer Mähne, kommt nur noch in Litauen in geringer
Zahl vor. In Südamerika leben verwilderte Rinder in ungeheuren Scharen; aus
ihrem Fleisch wird der Fleischextrakt bereitet.
L. Kuhpocken. Am Euter des Rindes entstehen bisweilen kleine Pocken
(Blattern). Im Jahre 1792 machte der englische Arzt Jenner die Entdeckung, daß
die Melkerinnen oft davon angesteckt wurden und an den Länden ähnliche Pusteln
bekamen, dafür aber von den gefährlichen Menschenblattern verschont blieben,
an welchen früher alljährlich */2 Million Menschen dahinstarben. Jenner impfte nun
die Kuhpocken den Menschen ein und erzielte den schönsten Erfolg. Bald wurde die
„Schutzpockenimpfung" allgemein eingefiihrt und sogar gesetzlich geboten. Seither ist
die Blatternseuche fast gänzlich verschwunden.
255. a. Das Schaf
ist ebenfalls ein hörnertragender Wiederkäuer und wird seit den ältesten
Zeiten als Haustier herdenweise gehalten (Abel). Sein walzenförmiger
Körper ruht ans vier dünnen und doch kräftigen Beinen mit zweihusigen
Füßen und endet in einem mäßig langen, hängenden Schwänze. Rumps
und Hals des Schafes sind in einem dichten Pelz aus gekräuselter, feiner
Wolle gehüllt, der ihm Schutz bei jeder Witterung gewährt. Der kleine
Kopf mit den schmalen Ohren und der gebogenen Nase, sowie die Beine
sind dagegen nur mit kurzen Haaren bedeckt. Der Widder trägt als Stirn-
schmuck und Waffe schneckenförmig gewundene, dreikantige, wulstige Hörner.
Die Nahrung des Sch. besteht in Gras, Klee, Heu und Getreide; doch
ist es sehr genügsam. Mehr als jedes andere Tier liebt es Salz, und
man barstes ihm daran nicht fehlen fassen, wenn es gesund bleiben soll.
Bei der Stallfütterung gedeiht das Sch. nicht. Daher wird es jahrein,
jahraus vom Schäfer herdenweise auf die Weide geführt und nachts aus
freiem Felde in Hürden eingepfercht. Durch den Schäferhund wird die