1911 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Hüffner, Jakob, Mattes, Friedrich Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule, Töchterschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Besonders zuckerreich (x/e ihres Gewichts) ist die ähnliche, 2—Z I<§ schwere,
weißliche Zuckerrübe, die in manchen Gegenden (Pfalz, Provinz Sachsen rc) als
Landelspflanze im großen gebaut wird. (Aber Zuckerfabrikation s. Chemie § 461.) —
Die roten Rüben (Beeten, Ranen) geben eine beliebte „Fleischbeilage".
Die Stamm art der Runkelrübe (mit wenig dicker, fast Holziger Wurzel)
wächst noch jetzt wild in den Mittelmeerländern. Durch die Kultur wurde allmählich
die jetzige, zuckerreiche Art erzielt. — Ähnliche Verbesserung bei Möhre, Zichorie,
Schwarzwurzel, Kohlwurz, Kohlarten, Obst rc rc.
Ampferartige Gewächse: Die Runkelrübe, der Mangokdlund Spinat
(zwei nahrhafte Gemüse), die Melde (ein lästiges Ankraut), Fuchsschwanz, Sauer-
ampfer, Knöterich und Buchweizen oder das Äeidekorn (angebaut, zu Grütze rc).
338. Der Flachs oder Lein (i, 193)
wird von altersher als wichtigste Gespinstpflanze gebaut. Man sät
ihn dicht und erhält dadurch gleichmäßige, schlanke Stengel (bis 3/4 m hoch);
auch wird dadurch der Boden vor zu starkem Aus-
trocknen bewahrt. Die Stengel sind mit kleinen,
schmalen Blättchen besetzt, erst oben verzweigt und
ohne Kanten und Knoten. (Vorteil?) Die himmel-
blauen Blüten zeigen die Fünfzahl: 5 bleibende
Kelchblättchen, 5 blaue, in der Knospe gedrehte
Blumenblätter, 5 am Grunde verwachsene, oben
blaue Staubgefäße und einen kugeligen Frucht-
knoten mit 5 Griffeln. Die Blüten öffnen sich
an sonnigen Tagen früh morgens, schließen sich
aber schon nachmittags wieder. Die Frucht bildet
eine erbsengroße Kapsel B mit 5 ganzen und 5
halben Scheidewänden und 10 glänzend braunen,
flachen Samen.
Etwas vor der Reife zieht man den Flachs
aus, läßt ihn trocknen und gewinnt die ölreichen
Samen durch Dreschen oder „Riffeln" (Ziehen
durch einen eisernen Kamm). Der Leinsamen
dient als Vogelfutter, sowie zur Verstellung er-
weichender Amschläge (Kataplasma). Das aus
ihm gepreßte Leinöl wird des. zur Bereitung von Öl-
farbe, Firnis, Kitt (mit Kreide) und Kork-
teppichen, dem sogen. Linoleum, benutzt. Die Öl-
kuchen ffnden als Viehfutter oder Dungmittel Flachs.
Verwendung.
Wichtiger aber ist der Flachs durch seinen Bast, der den Stengel umhüllt
und aus langen, sehr starken Fasern besteht. Die Bastfasern sind von der Ober-
haut überzogen und durch eine gummiartige Masse gleichsam zusammengeleimt. Am
sie frei zu machen, wird der Flachs zunächst „geröstet", d. h. man legt ihn etwa 8 Tage
lang in ruhiges Wasser oder breitet ihn mehrere Wochen lang auf Wiesen aus. Durch
die Feuchtigkeit (Tau und Regen) wird die Oberhaut gelöst und das Bindemittel
größtenteils zerstört, auch der holzige Teil des Stengels mürbe gemacht.
Run wird der Flachs wieder getrocknet (oft im Backofen oder in besonderen
Darren) und durch „Brechen" von den Äolzteilen befreit. Die Fasern werden sodann
durch „Schwingen" (Klopfen) oder durch „Reiben" (Quetschen oder Mangen zwischen
Reibsteinen) vollends von einander gelöst und geschmeidig gemacht, endlich durch
„Äecheln" von allen Anreinigkeiten und den kurzen Fasern (dem Werg) befreit und