Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die weite Welt - S. 10

1882 - Leipzig : Klinkhardt
10 sammeln hatten. Sie gingen in leichten Kleidern, im Winter und Sommer ohne Schuh. Um sie für die Mühseligkeiten des Krieges vorzube- reiten, ward ihnen ihre Kost mager und sparsam zugemessen. Höchst befremdlich erscheint es uns im ersten Augenblicke, wenn wir lesen, es sei ihnen erlaubt gewesen, kleine Diebstähle zu begehen. Vernehmen wir aber weiter, daß diejenigen, die sich dabei ertappen ließen, wegen des bewiesenen Ungeschicks, wegenmangels anvorsicht empfindlich gestraft wurden, so erkennen wir, daß es den spartanischen Pädagogen *) bei dieser sonderbaren Maßregel einzig und allein darum zu thun war, in den künftigen Kriegern frühzeitig den Sinn für List und Verschla- genheit anzuregen. Ein Mittel der Abhärtung und der Gewöhnung, Schmerz zu ertragen, bestand darin, daß die Knaben zum öfteren mit Geißeln geschlagen wurden. Es kam sogar von Zeit zu Zeit zu förmlichen Schaustellungen. An besonderen Festtagen fand die Geißelung im Beisein der Angehörigen statt, die stolz auf ihre Söhne waren, wenn diese die grausamste Züchtigung mit lächelnder Miene ertrugen. Es ist vorgekommen, daß Knaben und Jünglinge vor Schmerz, aber ohne einen Laut von sich gegeben zu haben, tot niedergefallen sind. Täglich wurden Turnübungen im Laufen, Springen, Fechten, Reiten, Schwimmen und Wersen abgehalten. Die jüngsten Knaben beschäf- tigte man zumeist mit Laufen und Springen und — damit ihre Armmuskeln erstarkten — mit dem Ballspiel, die ältesten Zöglinge dagegen vorherrschend mit dem Werfen des Diskus^) und des Speeres. Eine andere Übung war der Tanz, der nach dem Takte der Musik, die auf der Kitharach und auf Blasinstrumenten ausgeführt ward, stattfand. Der Haupttanz war darauf berechnet, die Knaben zur höchsten Beweglichkeit auszubilden; er war zusammengesetzt aus Bewegungen, wie sie im Kriege vorkommen: Wendungen, um dem daherfliegenden Speere auszuweichen, Vorspringen, Zurückweichen, Zurseitespringen, Niederwerfen, Emporschnellen. Es ward darauf gesehen, daß alle Bewegungen mit edlem Anstande ausgeführt wurden. Der Anblick der Knaben und Jünglingsscharen, die beim Schalle der Musik den Kriegstanz (Pyrrhiche) aufführten, war den Alten eine Wonne; er erweckte in ihnen die Erinnerung an die Kämpfe, die sie mitgemacht hatten, die Jungen aber dachten mit Entzücken der kommenden Tage, in denen das Spiel sich ihnen zum Ernste gestalten werde. Auch feierliche Tänze zu Ehren der Gottheit, bei denen die Tanzenden Kränze auf den Häuptern trugen, wurden^vor Altären und in Tem- peln aufgeführt. Der Gesang galt den Spartanern als ein Haupt- bildungsmittel. Es durften nur solche Lieder gesungen werden, die Ehrfurcht vor den Göttern, Vaterlandsliebe und Heldensinn zu erregen geeignet waren. Herrliche Lieder dieser Art hatten die Spartaner dem ihnen von Lykurg gesandten edlen Sänger Thales zu verdanken. Die Melodieen waren den kräftigen Texten angemessen, weichliche und si Knabenführcr, Lehrer. — 2) Scheibe, Wurfscheibe. — 3) Die Zither.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer