1882 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
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süßliche Lieder und Weisen fanden iit Sparta keine Aufnahme. Man
sah sogar darauf, daß die Instrumente in ihrer Form die möglichste
Einfachheit behielten. Die Kithara sollte nur sieben Saiten haben.
Einem Fremden, der eine neunsaitige Kithara nach Sparta brachte,
wurden von derselben zwei Saiten abgeschnitten, einem Einheimischen
wurde eine elfsaitige Kithara abgenommen. Auf einer von Platanen
umschatteten Insel und auf dem Marktplatze fanden jährlich einige
Male zu Ehren Apollos^ vor dem versammelten Volke gymnastische
Spiele statt. Dabei ertönten Wechselgesänge, aus denen wir einige
charakteristische Stellen hervorheben. Der Chor der Greise sang:
„Wir waren einstmals krafterfüllte Männer!" Der Chor der Männer
antwortete: „Wir aber sind es, hast du Lust, versuch' es!" Darauf
fiel der Chor der Jünglinge und Knaben ein: „Wir werden einst
noch viel gewaltiger sein!" Das ganze Sein und Leben des Volkes
sprach sich in diesen Gesängen aus.
Jeder spartanische Mann hatte das Recht und die Pflicht, die
Jugend zu überwachen, und wehe dem Knaben und dem Jüngling, der
die Weisungen der älteren Personen mißachtete, oder der es in seinem
Verhalten gegen jene an Ehrerbietung fehlen ließ! Der Spartaner ward
erst mit dem dreißigsten Jahre Mann genannt, vom achtzehnten bis zum
dreißigsteu Jahre, bis zu welchem Jahre sich die Erziehung ausdehnte,
hieß er Jüngling. Nirgends ward das Alter so geehrt wie in Sparta.
Ein bejahrter Fremder rief, da ihm selbst vielfache Zeichen der Ehr-
erbietung zuteil wurden, gerührt aus: „Nur in Sparta ist es ange-
nehm, alt zu werden!" Zwei junge Spartaner, die sich als Gesandte
nach Athen begeben hatten, besuchten daselbst das Theater. Ein Greis,
der eintrat, fand sämtliche Plätze besetzt. Sogleich erhoben sich die
Spartaner und boten dem Greise ihre Plätze an. Als die Athener
ihnen Beifall zuriefen, sagte der Greis: „O, die Athener wissen auch,
was schicklich ist; sie thun es nur nicht!" —-
Stock und Geißel spielten bei der Erziehung der jungen Spar-
taner eine verhängnisvolle Rolle. Jedes Vergehen ward mit Schlägen
geahndet. Dies Mittel erforderte wenig Zeit und Anstrengung, es
war nicht kostspielig, und es bereitete überdies den künftigen Krieger
auf Ertragen von Schmerz vor. — Ein jeder Aufseher hatte, wenn
er durch die Straßen ging, stets einen Geißelträger hinter sich, der
auch auf den Gängen selten ohne Beschäftigung blieb. Sogar der
Klrabe oder der Jüngling wurde geschlagen, der sich bei Gelegenheit des
alle zehn Tage einmal erfolgenden Umgangs der Ephoren oder
Aufseher als zu breit und dick geworden erwies, denn — ward ge-
sagt — er^ verrate dadurch, daß er nicht mäßig lebe.
Der Staat brauchte aber auch kräftige, gesunde Mütter. Deshalb
ward die Erziehung ebenfalls von Staatswegen überwacht und ge-
leitet. Auf besonderen, für sie eingerichteten Plätzen wurden die Mäd-
chen geübt im Hüpfen und Anfersen, im Laufen, Ringen, Springen,
st Der Gott der Musik und Dichtkunst, des Gesanges und Tanzes.