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1. Die weite Welt - S. 53

1882 - Leipzig : Klinkhardt
53 11. Jung Roland rief: „Wohlauf zum Dich reuet noch dein Necken, sstreit! hab' ich die Tartsche*) lang und breit, kaun sie mich besser decken; ein kleiner Manu, ein großes Pferd, ein kurzer Arm, ein langes Schwert, muß eins dem andern helfen." 12. Der Riese mit der Stange schlug, auslangend in die Weite, Jung Roland schwenkte schnell genug sein Roß noch aus die Seite. Die Lanz' er auf den Riesen schwang, doch von dem Wunderschilde sprang auf Roland sie zurücke. 13. Jung Roland nahm in großer Hast das Schwert in beide Hände, der Riese nach dem seinen faßt, er war zu unbehende; mit flinkem Hiebe schlug Roland ihn unterm Schild die linke Hand, daß Hand und Schild entrollten. 14. Dem Riesen schwand der Mut dahin, wie ihm der Schild entrissen, das Kleinod, das ihm Kraft verlieh'n, mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, doch Roland in das Knie ihn stach, daß er zu Boden stürzte. 15. Roland ihn bei den Haaren griff, hieb ihm das Haupt herunter, ein großer Strom von Blute lief ins tiefe Thal hinunter; und aus des Toten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach, und freute sich am Glanze. 16. Dann barg er's unterm Kleide gut und ging zu einer Quelle, da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland dahin, wo er den Vater fand noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt sich an des Vaters Seit', vom Schlafe selbst bezwungen, bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach auf, wach auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen aus und eilten sehr, zu schweifen in die Wilde, Roland ritt hinterm Vater her mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', wo Roland jüngst gestritten hätt', der Riese lag im Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt', als nicht mehr war zu schauen die linke Hand, dazu das Haupt, so er ihm abgehauen; nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese, frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', drum muß ich ewig trauern!" — 21. Zn Aachen vor dem Schlosse stund der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzulange. Doch seh' ich recht, auf Königswort, so reitet Herzog Haimon dort, des Riesen Haupt am Speere." 22. Herr Haimon ritt in trübem Mut, und mit gesenktem Spieße legt er das Haupt, besprengt mit Blut, dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, und fünfzig Schritte weiter lag des Riesen Rumpf am Boden." 23. Bald auch der Erzbischof Turpin den Riesenhandschuh brachte, die ungefüge Hand noch drin, er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück; ich bring' es ans dem Wald zurück, fand es schon zugehauen." 24. Der Herzog Naims von Bayerland kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck; hei! bayrisch Bier ein guter Schluck sollt' mir gar köstlich munden!" *) Die Tartsche — kleiner, länglich runder, mit Leder überzogener Schild.
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