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1. Die weite Welt - S. 119

1882 - Leipzig : Klinkhardt
119 freien Staaten des Altertums, was Rom und Sparta an Vaterlandsliebe aufzuweisen haben, es übertrifft nicht das erhabene Gefühl, welches Preußen jetzt entflammte. Die Flammen dieser Begeisterung wuchsen höher und höher und stiegen aus zu einer Riesenlohe, daß ganz Europa sich daran er- wärmte. Nicht anders, als wenn von jedem Hügel Alarm geblasen, der Generalmarsch auf allen Straßen geschlagen würde, auf den Bergen die Feuerzeichen gebrannt hätten, raffte sich jedermann auf und griff zu den Waffen. Immer von neuem klang der laute Ruf durchs Land: Das Vaterland ist in Gefahr! Begeistert hatte Theodor Körner gesungen: Frisch auf, mein Volk! die Flammeuzeichen rauchen, grell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen; frisch auf, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht! Alle Schichten des Volkes haben gleichmäßig ihr Höchstes eingesetzt; es ge- bührt ihnen allen gleiche Ehre. Daß in Preußen jeder nur irgend kampffähige Mann mit Begeisterung zu den Waffen griff, ist nur die eine Seite der großen Leistung; die andere eben so große war, daß jeder willig Hab und Gut opferte, um so große Heeresmassen auszurüsten und zu ernähren, und daß alles Thun und Trei- den nur aus diesen großen Zweck gerichtet war. „Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden", hatte der König gesagt. Es muß zur Ehre der Nation ausgesprochen werden, daß der Drang zum Geben gleichen Schritt hielt mit der Freudigkeit, persönlich in den Kampf zu gehen. Der Zudrang zum freiwilligen Eintritt war so groß, daß es sehr viele gab, welche die Ausrüstung nicht aus eigenen Mitteln bestreiten konnten; auf diese besonders wandte sich zunächst die Teilnahme. Die Zeitungen von Berlin, Breslau und Königsberg aus jener Zeit, in denen diese Gaben, wie sie in diesen Hauptstädten eingingen, verzeichnet stehen, werden immer ein schönes Denkmal des Ruhmes sein. Und doch sind diese Aufzeichnungen nur ein kleiner Teil dessen, was wirklich in allen Gauen aus den Altar des Vaterlandes gelegt worden ist. Viele wollten gern geben, aber sie hatten nicht bares Geld, und auf dieses, meinten sie, käme es allein an. Ihnen mußte gesagt werden, daß in einem Augenblick wie der jetzige, wo der Staat nur durch außerordentliche Anstrengungen seine Selbständigkeit erhalten könne, jedes Opfer für denselben viel Wert habe: Pferde, Vieh, Getreide, Fourage, ungemünztes Silber, Waffen, Tuch, Eisen, Stiefel, Schuhe, Leder, Strümpfe u. s. s.; ja selbst Fuhren, Handarbeit u. s. s., je nachdem der eine dieses, der andere jenes geben oder leisten könne, seien eine Unterstützung, eine Förderung für die gemeinschaftliche Sache. Es ist rührend, was alles hergegeben wurde. Das Heiligste, was man besonders hoch hält, was uns sonst unschätzbar ist, wurde freudig zum Opfer gebracht. Man gab, was irgend möglich war. Staatsdiener, viele im stehenden Heere dienende Offiziere gaben den vierten, selbst den dritten Teil ihres Gehalts, verabschiedete Beamte und Offiziere einen Teil ihrer Pension, einige die Hälfte, einige diese sogar ganz. Andere liehen dem
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