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1. Die weite Welt - S. 253

1882 - Leipzig : Klinkhardt
253 — Er griff auch zu einem hohen Gitter herauf, um es zu zerreißen. Stellte man ihm einen Eimer mit Wasser hin, so begoß er sich an allen Seiten des Körpers zwanzig-, dreißigmal mit der deutlichsten Äußerung, daß ihm diese Abkühlung große Freude machte. Er spielte mit dem Wasser, um sich Kurzweil zu machen, recht eigentlich. _ Als man eines Abends und die Nacht hindurch Vorkehrungen zu seiner Abreise machte, schlief er sehr unruhig, schüttelte im Schlafe die Kette oft und stieß ungewöhnliche Brummtöne aus. Entfesselt trat er dann ganz ruhig und froh aus dem Hause, zwischen zwei Ketten rechts und links, in seinen Kasten hinein, in welchem er zu Fuß reisen mußte.— Ein weiblicher war gegen jedermann wunderbar zutraulich, stand ohne irgend eine Barriere oder Hemmung und reiste ganz frei und unangebunden mit mächtigen Schritten. Man trieb mit ihm närrische Dinge. Nicht nur mußte er Pistolen losschießen und allerlei erraten, sondern er mußte sich auch in der Art eines Hundes an einen Tisch setzen und klingeln, worauf ein Diener erschien, der ihm Brot und Obst hinstellte, das er augenblicklich aß. Er klingelte wieder, da erschien eine Flasche Wein; er entstöpselte sie und klingelte wieder; der Diener war sogleich wieder da und setzte ihm Backwerk vor. Bald war auch dieses fort, und augenblicklich klingelte er wieder u. s. w. Die Gutmütigkeit dieses ungeheuern Tieres, dieses beweglichen, grauen Felsen, war unbegreiflich groß. Ohne Furcht konnte man sich auf ihn hinaussetzen und reiten und sich beim Hinauf- und Herunterklettern an seinen ungeheuern Lappohren halten. Merkte er, daß man her- untersteigen wollte, so machte er seinen Rüssel starr, so daß man auf ihn heruntersteigen und von ihm, wie von einer Querstange, leicht auf den Boden springen konnte. Thatsachen sind es, daß der Elefant im Freien alle Zweige, die er von den Bäumen als Nahrung abbricht, an seinen Vorderbeinen abstreift, um Staub, Insekten u. s. w. zu entfernen, daß er nicht gern über Brücken geht, wenn er das Wasser sieht, und man also Wände machen muß, zwischen welchen er hindurch gehen soll; daß er manchmal seinem zahmen Zustande entläuft und sich wieder Jahre lang bei den wilden aufhält; daß er, wieder eingefangen, seinen ehe- maligen Herrn, sogar nach zehn und mehr Jahren, so gut wie der Pudel, wieder erkennt; daß der Jäger, wenn er zuerst den Elefanten erkennt, geradezu auf ihn losgehen oder losreiten und ihm befehlen darf, wieder mit ihm zu kommen; daß er für Beleidigungen ein treues, für Wohlthaten aber ein noch treueres Gedächtnis hat und sogar seinen Zorn übermeistern und selbst bändigen kann. Der Elefant ist eindenker; er will beschäftigt sein; Müßiggang ist ihm verhaßt. Immerfort thut er etwas, macht er sich etwas zu schaffen, und sollte er nur Stroh- wische machen und sie dann wieder auflösen, Blumensträuße winden und wieder Blättchen für Blättchen verzupfen, oder Fliegen, die sich auf ihn setzen, und doch gewiß nicht drücken oder belästigen, mit einem bißchen Staub, den er ihnen ins Gesicht bläst, verjagen. Säicitlin.
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