1912 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Die fremden Erdteile.
verlassen das Bergland von Brasilien in Stromschnellen. Es ist reich an
Gold und Diamanten.
Die feuchten, seewärts gekehrten Abhänge und Täler des Brasilischen
Berglandes tragen Urwald oder ausgedehnte Kaffeeplantagen. Die
große Kaffeeausfuhr wird besonders durch Santos und Rio bewältigt.
Außerdem gedeihen alle tropischen Gewächse. — Auf den regenärmeren
Hochflächen und Westabhängen treten Trockenwälder mit laubwerfenden
Bäumen oder Savannen mit Holzgestrüpp, hohen Gräsern und bunten
Blumen auf.
Die Llanos des Orinoko sind weite Tiefebenen w. und n. vom Strom.
Wenn zu unsrer Winterzeit der I§0.-Passat weht, fehlt der Regen.
Dann sind die Llanos fahl, gelb, staubig und heiß; die spärlichen Bäume
ragen trübselig in die flimmernde Luft. Das Land gleicht einem reifen
Getreidefelds, dessen Halme dünn gesät stehen. Im trocknen Schlamm
halten Krokodil und Wasserschlange ihren Sommerschlaf. Rach den Regen,
die dem höchsten Sonnenstände folgen, wird das Gefilde ein wogendes
Grasmeer; dann sprießt überall das Grün hervor und nährt Rinder, Pferde
und Wild. Die geringe Bevölkerung, vielfach Mulatten, treibt Viehzucht
und etwas Ackerbau, meist auf Einzelgehöften.
Die Selvas sind Wälder, die sich zu beide« Seiten des Amazonenstroms
ausbreiten und das größte tropische Tiefland der Erde bedecken. Wo
entspringt der Strom? In gewaltigen Engen durchbricht der Amazonenstrom
die Ostketten der Kordilleren und tritt in die Ebene, die er mit seinen Reben-
ffüssen einst anschwemmte. Die Mündung macht den Eindruck, als ob sich
ein Süßwassermeer mit dem Ozean verbände. Der nördliche Mündungsarm
ist so breit wie die Entfernung Helgoland—bremerhaven. Der Amazonen-
strom entwässert das größte Stromgebiet der Erde und führt von
allen Flüssen dem Ozean das meiste Wasser zu.
Die große Feuchtigkeit und überaus gleichmäßige Wärme bringen eine
wundersame Üppigkeit im Pflanzenwuchs hervor, so daß ein dämmergleiches
Waldesdunkel im Urwalde herrscht. Die reiche Tierwelt verschwindet fast
im dichten Wald, große Tierformen fehlen; hauptsächlich sind Wald-
und Wassertiere vertreten. Zu jenen gehören die behenden Kletter-
affen, das Faultier, der räuberische Jaguar, von diesen sind
vertreten das Wasserschwein, das Krokodil, die in ungezählter
Menge vorkommenden Schildkröten und Fische, die Hauptnahrung
der Indianer. Der Reichtum an Insekten ist groß, besonders an
Schmetterlingen und Käfern, die Formen in ihrer, außer-
ordentlichen Schönheit sind ohnegleichen. In den Bäumen leben zahlreiche
Papageien und Tauben.
Die Selvas sind sehr dünn bevölkert und werden wirtschaftlich wenig
ausgenützt. Kautschuksammler durchschwärmen das weite Gebiet; Ackerbau
und Viehzucht wird ab und zu getrieben. Durch die Kautschukausfuhr ist
Para zum zweiten Hafen Brasiliens geworden, der 1. Kautschukhafen ist
Manaos im Innern (wo?).
Die Pampas erfüllen mit ihrer n. Fortsetzung als ausgeprägt flaches
Tiefland den Raum zwischen Kordilleren und dem Bergland von Brasilien.
In der geologischen Vergangenheit war die Pampa ein Meer, das die
schmutzig trüben Fluten des Paraguay (paragwa-i) und Parana (d. i.