1912 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
132
Die fremden Erdteile.
Abhang feuchte Luft und reiche Niederschläge aufweist, rückt hier die Schnee-
grenze tiefer herab als auf der N.-Seite, wo ein trockenes Steppenklima
herrscht.
d) Das indische Tiefland, ein großes Bruchfeld wie die Poebene
und ebenso wie diese durch mächtige Flußanschwemmungen aus dem Ge-
birge heraus entstanden, breitet sich s. vom Himalaja um die Ströme Indus
und Ganges mit Brahmaputra aus. Der Indus vereinigt sich mit
dem Satledsch, der ihm noch das Wasser von 4 anderen Flüssen zuführt
(Fünfstromland, Pandschab), und mündet in Deltaform ins Arabische Meer.
Das Tiefland um den Indus ist nur im N., im Fünfstromland, frucht-
bar. Weiter nach 8. wird es unter dem Einfluß des No.-Paffates immer
trockener und waldleerer und geht zuletzt in die Wüste Tharr über.
Der Ganges, der „Heilige Strom" der Hindu, entspringt auf dem
8.-Abhange des Himalaja. Im Tieflande wendet er sich nach 0. und ver-
einigt sich im Mündungsgebiet mit dem Brahmaputra (Sohn des Brahma),
der in scharfem Bogen den Himalaja umfließt und mit dem Ganges das
größte Delta der Erde bildet. Die Sumpfdickichte der „Tausend-
mündungen" sind die Heimat giftiger Schlangen, riesiger Krokodile, großer
Dickhäuter und blutdürstiger Königstiger, endlich auch der Hauptherd der ge-
fürchteten Cholera. — Das Gangestiefland, auch Hindostan, d. i. Land
der Hindu, genannt, liegt in der Monsunzone und ist infolge reichlicher
Niederschläge und tropischer Wärme das fruchtbarste, am üppigsten bewachsene
Tropenland des asiatischen Festlandes. Angebaut werden Reis, Hirse,
Weizen, Baumwolle, Jute, Tee, Opiummohn.*) Zahlreiche und große
Tiere sind vertreten. Das wichtigste Haustier ist der Elefant.
c) Das Hochland Von Dekan (Südland) bildet ein größtenteils ost-
wärts geneigtes, mäßig hohes Tafelland, das durch die Randgebirge der
Ost- und West-Ghats von den beiden Küsten von Koromandel und
Malabar abgeschlossen wird. Auch diese Tafel weist in ihrem Bau auf
Afrika hin. Das Innere ist wegen der Randgebirge steppenartig; die Küsten-
stufen sind wohlbewässert und zeigen entgegengesetzte Jahreszeiten. Zur Zeit
unseres Sommerhalbjahres weht der 8vvomonsun und bringt der Küste
Malabar reichliche Regengüsse, während er auf Koromandel heiße Trockenheit
hervorruft. Zur Zeit unseres Winterhalbjahres weht der Wind aus No.
und bringt der Küste Koromandel die Regenzeit, so daß Malabar jetzt
Trockenzeit hat. — Dekan ist reich an Diamanten. Malabar ist die Heimat
des Pfefferstrauchs.
Im 8. liegt die Insel Ceylon, vom Festlande durch die seichte, an
Korallenbauten reiche Palkstraße getrennt. Sie ist reich an tropischen
Erzeugnissen aller Art und gehört zu den best bebauten Kolonial-
ländern der Erde, in dem insbesondere die Teeanpflanzungen
eine großartige Ausdehnung erlangt haben. — Ceylon ist die Heimat des
Zimtbaumes und ftlhrt Tee, Kokosnüsse und Chinarinde aus.
Die Bewohner sind zum weitaus größten Teil Hindu, die den
östlichsten Zweig der Mittelländischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst
*) Die früher blühende Jndigoausfuhr (1895 : 72 Mill. Mark) ist sehr zu-
rückgegangen (1904: 10 Mill. Mark), weil Indigo in Deutschland aus Naph-
talin billiger hergestellt wird. Heute überwiegt die deutsche Einfuhr von Teer-
farbstoffen die indische Ausfuhr von Indigo.