1913 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Physische Erdkunde.
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bezeichnet man als unfertige. Nenne Beispiele! Viele Tieflandsflüsse
zeigen nur die Merkmale des Mittel- und Unterlaufs.
e) Mündungsformeri. Man unterscheidet 1. einfache Mün-
dungen, bei denen der Fluß ungeteilt und ohne Erweiterung des Flußbettes
mündet, 2. Schlauch- und Trichtermündnngen (Elbe, Themse, Loire,
Amazonenstrom), die durch den Wechsel der Flut und Ebbe entstehen.
3. Deltas*), Mündungsschwemmländer, die an den Küsten der Meere oder
Seen durch ungestörte Ablagerung der Sinkstoffe entstanden sind (Weichsel,
Po, Nil, Ganges, Mississippi) und von einigen oder zahlreichen Mündungs-
armen durchfurcht werden. Die Form des Deltas kann verschieden sein. Beim
Nil ähnelt sie einem Dreieck, beim
Mississippi einer Gabel. Das größte
Delta der Erde ist das des Ganges,
größer alsdieprovinzbrandenburg.
4. Stößt eine Flußmündung auf
ein lebhaft bewegtes Meer, so läßt
der Strom die Sinkstoffe an der
Staulinie fallen, und es entsteht
eine Barrenmündung (Murray,
Oranje). Meereswogen und Küsten-
ströme vermögen die Flußmündung
aus ihrer rechtwinkligen Lage zur
Stloui
Delta des Mississippi.
Mündungsgebiet
des Senegal.
Küstenlinie zu verschieben, wohl gar zu einer wandernden zu machen (Senegal).
Wird diese Barre vor der Mündung als Strandwall (Nehrung, Lido) sichtbar,
so entsteht die Haffmündung, z. B. an der Memel, am Pregel, Po.
ä) Wirkung des fließenden Wassers. Jeder Fluß schafft eine
Menge Sinkstoffe zu Tal. Durch ihre Ablagerung ist das Schwemmland
(Alluvialboden) entstanden. Werder und Deltas sind auf diese aufbauende
Tätigkeit der Flüsse zurückzuführen. Von größter Bedeutung ist die zer-
störende (erodierende) Tätigkeit der Flüsse. Die meisten Täler sind auf diese
Weise entstanden. Oft werden ganze Gebirge gleichsam durch die Flüsse zer-
sägt, z. B. die Sächsische Schweiz durch die Elbe, das Rheinische Schiefer-
gebirge durch den Rhein. Großartige Beispiele zerstörender Tätigkeit sind
die Canons (kanjon = Kanone, Schlund) des Colorado in Nordamerika,
wo es Talschluchten bis 1500 in senkrechter Tiefe gibt. An Wasserfällen ist
die nagende Tätigkeit des Flußwassers ganz besonders tätig. So ist der
Niagara 1842 — 1879 um 30 m zurückgewichen. Auch die Ter raffen-
bilduug und die Bildung von Erdpyramiden sind auf Erosion zurück-
zuführen.
Auf die chemische Wirkung des Wassers (auflösende und neubildende)
ist die Bildung von unterirdischen Höhlen mit ihren Tropfsteinzapfen
und -kegeln zurückzuführen. Sie kommen in Kalkgebirgen vor. Zu den be-
rühmtesten Tropfsteinhöhlen gehören die Adelsberger Grotte im Karst, die
Hermannshöhle im Harz und die Mammuthöhle in Kentucky.
6) Stromlängeu in km:
Missouri-Mississippi 7000 Donau............. 2900
Amazonas.... 5500 Rhein.............1200
Nil............... 5400 Elbe...............1100
Wolga............. 3300 |
*) Delta wurde von den Griechen das Mündungsgebiet des Nils genannt,
das in seiner dreieckigen Gestalt dem griechischen Buchstaben J (® eit et — D) ähnelt'