1913 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Allgemeine Erdkunde.
weltlichen, aber auch eine gewisse Artenarmut gegenüber der letzteren. Die
Verbindung mit Südamerika hat nur spärliche Mischungen gebracht. Für die
Verbreitung der Tiere in der Alten Welt war es entscheidend, daß
am Anfange des Tertiärs weder das Mittelmeer in seinem heutigen Umfange,
noch die hohen Faltengebirge Eurasiens vorhanden waren. Im Mittelmeer-
gebiete existierte im mittleren Tertiär eine Fauna, wie sie sich heute in den
Tropen findet. Klimatische Änderungen bewirkten später eine Südwärts-
wanderung, wobei Afrika wahrscheinlich erst seine Säugetiersauna (Huftiere)
erhielt und ein sö. Zweig den 8. und 0. von Asien bis Bali hin (vergl. S. 333)
bevölkerte. Die über Nordeurasien hereinbrechende Eiszeit schuf für Mittel-
und Nordeuropa eine ganz neue Fauna (ähnlich wie die ebenfalls neue
Flora). Kälte ertragende Tiere (Mammut, wollhaariges Rhinozeros, Renn-
tier, Moschusochse u. a.) drängten zunächst nach 8., nach dem Rückzug der
Eiszeit wieder nach N. zurück. In Jnterglazial- und Postglazialzeiten
wanderten ausgesprochene Wald- und Steppentiere ein (Pferd, Ur, Wald-
hühner, Raubtiere; Einhufer verschiedener Art, rasch bewegliche Nagetiere,
einzelne Raubtierarten). Innerhalb des nordamerikanisch-altweltlichen Tier-
verbreitungsgebiets hebt sich deutlich rings um den Nordpol herum eine gleich-
artige Tierwelt heraus (arktische Subregion), die sich den klimatischen
und pflanzengeographischen Verhältnissen hier vollkommen angepaßt hat. Sie
ist charakterisiert durch Armut an Pflanzenfressern (warum?) und auffallenden
Reichtum an Fleischfressern und ist beschränkt auf den Tundrengürtel jenseits
der Baumgrenze.
o. Geographie des Menschen.
1. Alter und Urheimat des Menschengeschlechts. In die Anfänge
der Menschheitsentwicklung ans der Erde führt uns keine geschichtliche Quelle
zurück. Die ältesten Auf- und Inschriften, welche man in Ägypten und
Mesopotamien gefunden hat und die bis in das 5. Jahrtausend vor Chr.
zurückweisen, zeigen bereits Völker mit hoch entwickelter Kultur. Für die noch
weiter zurückliegende vorgeschichtliche (prähistorische) Zeit sind wissen-
schaftliche Schlußfolgerungen auf Knochen, Werkzeug- und Wirtschaftsreste
angewiesen, die man in Gräbern und Herdstellen (Wohnungen) gemacht hat.
Sicher ist, daß der Mensch bereits ein Zeitgenosse der Eiszeit
war und in derselben schon eine gewisse Kultur eutwickelt hatte, die sich zeigte
in der Benutzung des Feuers und in einer rohen Bearbeitung von Steinen,
Knochen u. ä, zum Zwecke der Herstellung von Werkzeugen (Altere
Steinzeit), mit denen er dann eine mühsame Jagd trieb auf die ihn um-
gebende eiszeitliche (Renntier, Fjällfras, Elch, Singschwan; Funde auf dem
jüngsten Moränenschutt bei Schussenried n. vom Bodensee) oder inter-
glaziale Tierwelt (Elefant, Rhinozeros, Höhlenbär; Funde bei Taubach in
der Nähe von Weimar). Die Existenz des „Tertiärmenschen" ist
zweifelhaft, da die bis jetzt gefundenen Spuren (Feuersteine mit Behau-
ungsspuren, die bei Aurillac in Frankreich gefunden worden sind) nur unsicher
zu deuten sind.
Wenn die Deutung der bisher auf der Erde gemachten Funde non be-
arbeiteten Naturgegenstünden (Feuersteinwerkzeuge) richtig ist, so muß der Mensch
bereits zur Diluvialzeit eine weite Verbreitung besessen haben, die Amerika,
Europa-Asien und den N. von Afrika einschloß. Dabei ist es freilich nicht
musgeschlossen, daß die a lt st ein z eitli ch e Menschheit später, d. h. schon