1904 -
Dresden [u.a.]
: Müller-Fröbelhaus
- Autor: Wauer, Alwin
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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17. Obersachsen. Das Land der Sachsen war ursprünglich
das Gebiet westlich der unteren Elbe. Später übertrug sich der
Name Sachsen auch auf das jetzige Königreich Sachsen, auf
Thüringen und die Provinz Sachsen. Zur Zeit des Prinzenraubes
waren die drei grossen Gebiete ein einziges Kurfürstentum. In
Thüringen führen bis heute noch vier Länder den einstigen Namen
Sachsen, nämlich: Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-
Coburg-Gotha und Sachsen-Altenburg. Obersachsen umfasst
das Lausitzer Gebirge (G 8, 9), das Elbsandsteingebirge (G 8), das
Erzgebirge, Fichtelgebirge, den Thüringerwald, den Harz und das
zwischenliegende Land. Von allen diesen Gebirgen findet eine
stete Abdachung in nördlicher Richtung statt, ein allmählicher
Übergang zum Hügelland und Flachland. Der Thüringerwald
bietet zahlreiche liebliche Bilder; erwähnt seien Inselsberg und
Wartburg (G 4). Unübertroffen steht der Gewerbfleiss der
Bewohner da. Fast bis zum Kamme hinauf ziehen sich die mannig-
fachen industriellen Betriebe. Sonneberg versorgt halb Deutschland
mit Schiefertafeln, Griffeln und Spielwaren. Lauscha und Ilmenau
liefern Glaswaren. Ins Saalegebiet übergehend, (F-H 6) erwähnen
wir die Blumen- und Gemüsestadt Erfurt (G 5). Noch mehrmals
erhebt sich das Land zu merklicher Höhe, z. B. in dem durch das
Kaiser Wilhelm-Denkmal geschmückten Kyffhäusergebirge
(G 5). Bei Halle (F 6) stehen wir bereits mitten in der Provinz
Sachsen, dem ersten Zuckerland der Erde. Die grösste Fruchtbar-
keit des Landes zeigen die Goldene Aue (G 5) und die Magde-
burger Börde (e 6). Hier sieht das Auge unabsehbare Felder voll
Zuckerrüben. Jedes Dorf hat seine Zuckerfabrik. Stassfurt*) und
Halle liefern Dünge- und Kochsalz.
Im Norden erscheinen die Züge des Harzes. (Dieser ist
reich an wunderbaren Granitgebilden, steilen Wänden (Rosstrappe),
wilden Tälern und blinkenden Erzen, die namentlich im Mans-
felder Bergland (F 5) gehoben werden. Auf dem Brocken feierten
nach dem Volksglauben die Hexen ihre Tänze. Noch jetzt zeigt
man einen Hexentanzplatz, ein Hexenwaschbecken und eine
Teufelskanzel.
Der Saale aufwärts folgend, gelangen wir über das wald-
reiche Fichtelgebirge und über das kleine Elstergebirge
hinweg in das alt- und weit und breit bekannte sächsische
Erzgebirge. Dieses erhebt sich im Keilberg und Fichtelberg über
1200 m hoch. Vielfach tritt neben dem Gneis und Granit der
Glimmerschiefer auf, der eine wenig fruchtbare Verwitterung ab-
gibt. Dieser Umstand sowohl wie auch das rauhe Klima lassen
verwunderlich erscheinen, dass wir eins der volkreichsten
Gebiete Deutschlands vor uns haben. Aber das Gebirge
hat eine rege Gewerbtätigkeit entfaltet, die sich nach und
nach auf das gesamte Königreich Sachsen verbreitet hat. Jahr-
*) Erstes Salzbergwerk Europas.
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