1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Rudolph von Habsburg.
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ein Ketzer und wurde von allen Katholiken für eine Geburt der
Hölle angesehen. Aber das war noch nicht genug. Man glaubte,
solche Ketzer könnten nach ihrem Tode nie selig werden, und es
sei daher Pflicht für jeden Menschenfreund, solche verirrte Leute,
gleichviel ob mit Güte oder Gewalt, zu dem allgemeinen Glauben
zurückzuführen. Dazu kam nun noch der Aerger, den Viele dar-
über empfanden, daß die Ketzer sich unterständen, einen andern
Glauben haben zu wollen, als sie selbst, und so entstand eine
wüthende Verfolgungssucht der Andersdenkenden, die
doch so ganz dem Geiste der Lehre unsers göttlichen
Religionsstifters entgegen ist. Die Päpste setzten nun Ge-
richte nieder, welche die Ketzer verurtheilen mußten. Die meisten
Richter bestanden aus Dominicanern. Oft war schon ein in
aller Unschuld gesprochenes, aber von Andern übelgedeutetes
Wort hinreichend, ins Gefängniß geführt zu werden. Und in
welche schauervollen Kerker! Auch die Habsucht, welche nach den
Reichthümern eines Mitbürgers begierig war, oder die Rache,
welche sich an dem Verderben des Feindes kühlen wollte, be-
nutzten die Macht der Inquisition, um ihre Opfer zu fassen.
Vergeblich war der Schrei des ungerecht Eingekerkerten; an das
Licht des Tages und der Freiheit kam Keiner, der in die fürchter-
lichen Hände siel. Eine Anklage war überall leicht gemacht.
Wer nicht Alles widerrief, wurde als ein hartnäckiger Ketzer zum
Feuertode verurtheilt, und wer nicht die angeschuldigten Ver-
brechen eingestand, wurde aus die Folter gebracht. Am greulich-
sten war die Inquisition späterhin in Spanien und Portugal;
zu seiner Zeit soll davon umständlicher gesprochen werden.
71. Rudolph von Habsbnrg, 1273.
Nachdem der unglückliche Friedrich Ii. 1250 gestorben war,
ging es in Deutschland vollends darunter und darüber. Keiner
war da, dem man gehorchte; Jeder that, was ihm gefiel, und
das Faustrecht nahm alle Tage mehr überhand. Zwar hatte man
zwei Kaiser statt Einen gewühlt; aber beide waren so gut wie
gar keiner; denn der eine warein spanischer König, Alfons X.,
der nie nach Deutschland kam; der andere, ein englischer Prinz,
Richard von Cornwallis, kam nur vier Mal hin, ging aber
gleich, ehe er sich noch recht umgesehen hatte, wieder zurück. Da-
her nennt man auch die Zeit von Friedrichs Ii. Tode (1250—73)
das Interregnum oder Zwischenreich; denn Friedrichs Ii. Sohn,
Weltgeschichte für Töchter. Ii. 14. Aufl. 13