Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 2 - S. 200

1867 - Breslau : Max
198 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. anfangs über die Mummerei gelacht; aber nun mußte er Ernst zeigen. Er ging schnell auf ihn los und belagerte ihn in Wetzlar. Die Bürger dieser Stadt fürchteten sich vor Rudolph und lieferten den Betrüger aus, der nun auf dem Scheiterhaufen seine kurz genossene Ehre büßte. — So mußte Rudolph manchmal, ganz gegen seine Natur, mit Härte verfahren. Das geschah auch gegen die unzähligen Raubritter, die trotz aller seiner Verbote die Rei- senden überfielen und die Schwächeren bekriegten. So ließ er ein- mal in einem Monate 66 Raubschlösser zerstören und alle Ge- fangene nach Erfurt bringen, wo die Edelleute enthauptet, die Gemeinen aber aufgehängt wurden. Das half; im ganzen Reich zitterten die Ungehorsamen vor seiner schnellen und strengen Gerechtigkeit. Ein Beispiel von seiner klugen Besonnenheit gab er in Er- furt. Als er hier zu Gericht saß, trat auch ein Kaufmann aus Lübeck vor ihn und klagte: er habe einem Gastwirthe in Erfurt, den er für einen ehrlichen Mann gehalten, einen Beutel mit Gold zum Aufheben gegeben. Jetzt, da er ihn wiederhaben wolle, leugne der Mensch Alles ab. Der Kaiser ließ den Gastwirth holen, der keck vor ihn hintrat und hoch und theuer versicherte, er habe weder das Gold empfangen, noch kenne er den Kauf- mann. Rudolph merkte aber bald an dem ganzen Benehmen beider, wer der Betrüger sein mochte. Wie von ungefähr sprach er zum Gastwirthe: „Ei! du hast ja einen recht herrlichen Beutel an deinem Gürtel hängen!" Wirklich war dieser Beutel, nach damaliger Sitte, mit silbernen Fransen und Ringen schön verziert. Der Gastwirth nahm ihn geschwind ab, freute sich, etwas zu haben, was dem Kaiser gefiele, und machte ihm ein Geschenk damit. Indessen kam ein Diener herein, der dem Kaiser etwas ins Ohr sagte; das benutzte dieser, in ein Nebenzimmer zu treten, und hier schickte er einen Boten nach des Wirthes Frau, der ihr im Namen ihres Mannes sagen sollte, sie möchte doch einmal den bewußten Beutel mit dem Golde mitschicken; zum Zeichen, daß diese Bestellung vom Manne selbst käme, sollte er nur den gestickten Beutel vorzeigen. Das gelang. Die Frau vermuthete keine List, und schickte das Gold. Nun trat Ru- dolph wieder in den Gerichtssaal und fragte den Gastwirth, ob er noch bei seiner Aussage bleibe? Der vermaß sich, er habe die Wahrheit gesprochen. Da legte Rudolph ihm den Bentel des Kaufmanns vor, und fragte beide, ob sie den kennten? Der
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer