1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Erfindung des Schießpulvers und der Buchdruckerkunst.
267
mit solcher Arbeit beschäftigt, hatte im Mörser Schwefel.
Kohlen und Salpeter zusammengemischt, um, wer weiß was,
zu bereiten, und hatte einen Stein daraus gelegt. Als er aber
in der Nähe des Mörsers Feuer anschlug, fiel zufällig ein Funke
hin, und — mit einem gewaltigen Krachen flog der Stein plötz-
lich an die Decke. Schwarz prallte vor Erstaunen zurück und
wußte sich das Ding nicht zu erklären. Er versuchte es nun
noch ein Mal und derselbe Knall erfolgte. Nun dachte er weiter
darüber nach; er meinte, wenn er ein engeres Werkzeug hätte,
als einen Mörser, so müßte auch wohl die Wirkung noch größer
sein. Er machte eine eiserne Röhre, that Pulver hineinnnb der
Knall war viel stärker.*) Seine Erfindung wurde schnell weiter
besannt und nachdenkende Köpfe wendeten sie nun auf den Krieg
an. Zuerst niachte man große Kanonen, die zum Theil so schwer
waren, daß man 20 und mehr Pferde davor spannen mußte;
endlich kleinere und zuletzt, erst etwa 50 Jahre später, Flinten,
die aber anfangs noch sehr unvollkommen waren und nur von
Wenigen im Kriege gebraucht wurden. Der Gebrauch des Pul-
vers im Kriege änderte nun Vieles ab, und das alte Ritterweseu
verschwand immer mehr und mehr. Denn was half dem Ritter
nun seine schwere Rüstung? Eine Kugel durchbohrte ihn doch.
Alle Stärke, alle Geschicklichkeit, die Lanze zu regieren, war jetzt
von keinem Nutzen mehr, weil die fernherkommende Kugel den
Starken wie den Schwachen treffen konnte. Indessen erhielten
sich die alten Waffen doch noch neben dem Schießgewehre eine
geraume Zeit, theils ans Vorliebe, theils weil sich erst nach und
nach die Soldaten an die Kanonen und Flinten gewöhnen konn-
ten. Daher fand man noch 300 Jahre nachher hier und da be-
panzerte Reiter, und die Kürasse unserer Kürassiere sind noch
ein Ueberrest davon.
Aber noch weit wichtiger war eine dritte Erfindung, die der
Buchdruckerkunst, auch eine deutsche, ums Jahr 1440. Bis
dahin mußte man sich der geschriebenen Bücher bedienen. Wollte
Jemand ein Buch haben, so ging er zu einem Mönche, der int
Schreiben geschickt war — denn die Mönche beschäftigten sich
fast allein damit — und bat ihn, ihm doch das Buch abzu-
schreiben. Dieser nahm dann seines, dünnes Pergament, auch
schon eine kostbare Sache, zog sich saubere Linien und fing nun
'■) Diese Röhre wird noch auf der Rüstkammer in Dresden gezeigt.