1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Mädchen
346 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen.
Stille; aber Keiner gehorchte. Jetzt erhob sich ein leises Ge-
murmel; es wurde immer lauter und lauter und stieg endlich bis
zu einem wilden verworrenen Geschrei. Man schrie den Kaiser
an, nannte ihn einen Verräther, einen Sklaven der Feinde des
Reichs, und plötzlich flog ein ganzer Hagel von Steinen und
Pfeilen gegen ihn an. Von zwei Pfeilen verwundet und von
einem Steine an die Schläfe getroffen, sank der unglückliche Mo-
narch besinnungslos nieder. Was seine Worte nicht vermocht
hatten, bewirkte sein Umsinken. Voll Schrecken über die rasche
That, zerstreuten sich augenblicklich die Mexicaner und liefen
laut heulend nach Hause. Als Montezuma wieder zu sich kam,
wüthete er gegen sich und sein Geschick, gab sich ganz einer hoff-
nungslosen Verzweiflung hin, riß den Verband seiner Wunden
auf und wies alle Nahrungsmittel von sich. In diesem trau-
rigen Zustande starb der unglückliche Mann, der wohl ein des-
seres Schicksal verdient hätte.
Wenige Tage daraus war der gänzliche Untergang der Spa-
nier beschloßen. Die Mexicaner bestürmten das spanische Quar-
tier mit unerhörter Wuth, und thaten den Spaniern besonders
von dem Dache eines in der Nähe stehenden Tempels großen
Schaden, indem sie Steine und Pfeile in den Hof hinabschleu-
derten. Cortez befahl einem der tapfersten Offiziere, den Tem-
pelthurm wegzunehmen; so wie er aber die Hälfte der Treppe
hinausgekommen war, wurde er von ihm entgegenrollenden Stei-
nen und Balken zurückgetrieben. Nun flog Cortez selbst herbei.
Er ließ sich den Schild an den linken Arm binden und stürmte
mit gezogenem Schwerte die Treppe hinan. Alles mußte seiner
wüthenden Tapferkeit weichen. So kam er bis oben auf den
Kranz des Thurms. Hier standen zwei mexicanische Jünglinge,
die, von glühendem Hasse gegen den fremden Unterdrücker ge-
trieben, sich dem Tode weihten, um ihn mit zu verderben. Sie
naheten sich ihm mit bittenden Geberden; plötzlich aber faßten
sie ihn, schwangen sich über das Geländer und wollten ihn mit
sich hinabziehen. Da half ihm nur seine Löwenstärke. Er riß
sich von den Rasenden los und so stürzten sie allein zerschmet-
tert hinab. Bis zur Nacht wurde mit beispielloser Tapferkeit
gefochten, wobei Cortez selbst die kühnsten Thaten verrichtete.
Am folgenden Tage machte er Anstalten zum Abzüge; denn
das sah er nun wohl ein, daß er sich nicht länger behaupten
könnte, da die Mexicaner alle Anstalten machten, die Spanier