Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 4 - S. 17

1862 - Breslau : Max
Flucht der königlichen Familie. 17 Die verunglückte Flucht brachte den armen König um das letzte Ansehen, und die Cordeliers und Jacobiner drangen schon jetzt darauf, ihn (Monsieur Louis Bourbon, wie sie ihn gering- schätzig nannten) abzusetzen. Diesmal wurden sie noch von den Gemäßigteren (den Feuillants), an deren Spitze Lafayette stand, überstimmt, die nun aus dem Jacobinerclub austraten, weil sie sich schämten, mit den wilden Revolutionsmännern zu- sammenzusitzen. Es wurden nun strenge Maßregeln zur Bewa- chung der königlichen Familie getroffen. Die Königin durfte die Thüre ihres Schlafzimmers nicht mehr zumachen, damit der wacht- habende Offizier sie beständig vor Augen habe. Als der König sie einst zumachte, öffnete der Offizier sie sogleich wieder und sagte kalt: „Sie machen sich eine unnütze Mühe, wenn Sie die Thüre schließen." Indessen war die neue Verfassung beendigt. Sie wurde dem Könige vorgelegt und von ihm genehmigt. Sie enthielt wohl manches Gute, aber auch viel neue Grundsätze, von denen man noch nicht wußte, ob sie würden ausgeführt werden können, und das Verderblichste war, daß man darin ganz deutlich den Grund- satz ausgesprochen hatte, das Volk allein habe das Recht, unum- schränkt zu gebieten und dem Könige nur so viel Macht einzuräu- men, wie es wolle. Als der König aus der Nationalversammlung nach Hause kam, sah er leichenblaß aus, so daß die Königin ei- nen Schrei des Entsetzens ausstieß. Er warf sich aufs Sopha, bedeckte die Augen mit dem Schnupftuche und rief schmerzlich aus: „Es ist Alles verloren!" Die Königin kniete vor ihm nieder und suchte ihn vergebens zu beruhigen. Die unglückliche Lage des Königs erweckte jetzt überall in Europa Mitleiden. Alle Könige nahmen warmen Antheil an sei- nen Leiden, und wünschten ihn daraus zu befreien. Ihr wohl- meinender Eifer wurde theils durch die Bitte der ausgewander- ten Prinzen und Anderer vom Adel und der Geistlichkeit, theils durch die Eingriffe der Franzosen in das Eigenthum deutscher Fürsten noch mehr angefeuert; denn alle die Besitzungen, welche deutsche Fürsten im Elsaß und Lothringen hatten, waren von der Nationalversammlung eingezogen worden. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Ausl. 2
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer