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1. Theil 4 - S. 21

1862 - Breslau : Max
Die Föderieren. Gefangennebmung der königlichen Familie. 21 ruhen. Die Cordeliers stifteten darum nun einen Volksaufstand an, um dennoch ihren Zweck zu erreichen. Am Abend des 9. August wurde die Sturmglocke geläutet. Der Aufruhr wälzte sich von den Vorstädten St. Antoine und St. Marceau, wo das schlechteste Gesindel wohnte, nach den Quartieren der Föderirten, die sich mit jenen vereinigten. Von da stürmten sie nach den Tuilerien. Hier war man nicht un- vorbereitet. Die Schweizersoldaten waren zur Gegenwehr ent- schlossen, und viele Bürgergarden waren zugegen, die das Schloß zu vertheidigen beschlossen hatten. Selbst der feige Pethion war da und gab sich das Ansehen, als wache er über die Erhaltung der Ordnung. Aber das war nur Schein; denn er hatte dafür gesorgt, daß alle Vertheidigungsanstalten unnütz wären. Am Morgen des 10. August 1792 wurde das Schloß von dem be- waffneten Pöbel angegriffen. Jetzt verschwand Pethion und ließ sich von seinen Freunden arretiren, damit er für nichts ver- antwortlich zu sein brauchte, und als nun die Gefahr am größten war, fand sich Niemand, der Befehle geben konnte; denn Pethion war nicht da, und den Befehlshaber der Nationalgarde, einen wohlgesinnten und zur Vertheidigung entschlossenen Mann, hatte man aufs Rathhaus gelockt und ihn dort ermordet. Dennoch wäre gewiß der feige Pöbel von den braven Schweizern zurück- geschlagen worden, hätte nicht der König ausdrücklich alles Schießen untersagt. Jetzt erschien Röderer, eine Magistratsperson, und stellte dem Könige vor, die Gefahr übersteige alle Vorstellung; der König und alle die Seinigen würden unfehlbar ermordet werden, wenn er sich nicht in den Saal der Nationalversammlung rettete, welche in einem Pavillon des Tuileriengartens ihre Sitzung hielt. Dagegen erklärte sich die Königin mit Heftigkeit, weil sie glaubte, man wolle nur den König von seinen treuen Vertheidigern trennen. Da trat Röderer mit funkelnden Augen vor sie hin. „Madame," sprach er, „die Augenblicke sind kostbar. Zaudern Sie noch eine Minute, noch eine Secunde, so ist es unmöglich, für das Leben des Königs, für das Ihrige und das Ihrer Kinder zu stehen." Diese Worte machten Eindruck. „Nun gut!" rief die Königin mit dem Ausdrucke des tiefsten Schmerzes, „so müssen wir denn auch noch dies letzte Opfer bringen!" So zogen der König, die Königin, Madame Elisabeth und beide Kinder durch die lange Reihe von Zimmern zum Schlosse, welches sie nie wieder gesehen haben, hinaus nach dem Saale
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