Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 4 - S. 33

1862 - Breslau : Max
Hinrichtung des Königs. 33 ihr mich nicht." Die Henker bestanden darauf und machten schon Miene, Gewalt zu gebrauchen. Da erinnerte ihn der Beichtvater an das Beispiel Jesu, und bat, nicht länger zu widerstreben. „Ja!" ries Ludwig, „sein Beispiel ist mehr als hinlänglich, um mich der neuen Schmach zu unterwerfen." — „Thut, was ihr wollt," sagte er, sich zu den Henkern wendend, „ich werde den Kelch bis auf die Neige trinken." Jetzt trat er an den Rand des Gerüstes. Er winkte und die Trommler hielten ein. „Franzosen!" rief er so laut, daß es über den weiten Platz hinschallte, „ich sterbe unschuldig an allen den Verbrechen, deren man mich an- klagt. Ich verzeihe den Urhebern meines Todes, und bitte Gott, daß das Blut, welches ihr vergießen wollt, nie über Frankreich komme." Er wollte mehr sagen, aber Santerre stürzte mit dem Degen in der Faust auf die Trommler zu und befahl ihnen, alle Trommeln zu rühren. Die Henker ergriffen jetzt ihr Opfer und legten ihn unter das Beil. Der Beichtvater kniete neben ihm. „Sohn des heiligen Ludwig," rief er ihm ins Ohr, „steige hinauf zum Himmel!" Das Beil fiel und machte im Augenblick seinen Leiden ein Ende. Einer der Henker zeigte den Kopf dem Volke, welches, ergriffen von der entsetzlichen That, die es eben gesehen hatte, in tiefer Stille beharrte, bis Einige das Geschrei: „Es lebe die Republik!" hören ließen und Viele endlich jubelnd einstimmten. Manche aber drängten sich zum Blutgerüst, um einige Tropfen seines Blutes aufzufassen und als theuere Reliquie zu verwahren. „Wenn einst", sagt der berühmte Recker, „die blutigen Reste seiner Leiche" (die man 'in einem Korbe auf dem Magdalenen-Kirchhofe in Kalk versenkte) „bis auf die letzte Spur verschwunden sein werden, wird man noch diese Reste seines Daseins wie Reliquien von einem Märtyrer und Heiligen verehren, und mit Thränen der staunenden Nachwelt sagen: Dies ist ein Tropfen von dem edlen Blute, welches Ludwig, einer der redlichsten Könige von Frankreich, das Opfer einer himmelschreienden Bosheit, aus dem Blutgerüste vergoß. Er war ein herzensguter König. Sein Volk liebte er wie ein Vater seine Kinder, und seine Gegenliebe zu verdienen, war sein größter Ehrgeiz. Das Gute that er, wo und sobald man es ihm zeigte. Er war der leidenden Menschheit Hülse. Aus der Leibeigenschaft zog er den Landmann, er befreite ihn vom Frohndienste. Er schaffte die Folter in seinem ganzen Reiche ab; den Hospitälern und Gefängnissen gab er eine bessere Einrichtung; die Protestanten setzte er wieder in ihre bürgerlichen Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aufl. 3
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer