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1. Theil 4 - S. 36

1862 - Breslau : Max
36 Neueste Geschichte, i. Periode. Frankreich. kleinen Districte längs dem Atlantischen Meere zwischen den Mün- dungen der Garonne und Loire. Das hier wohnende arme Völk- chen, welches schon bisher mit Schauder die neuen Umwälzungen in Paris aus dem Munde der dort in einfachen, ehrenwerthen Sitten lebenden Edelleute und Geistlichen erfahren hatte, ergriff bei der Nachricht von der Hinrichtung seines geliebten Königs die Waffen, und so entzündete sich hier ein Bürgerkrieg, der viele Jahre mit äußerster Wuth zwischen den Vendeern und Republi- kanern geführt wurde. Aber auch im ganzen übrigen Europa fühlte man tiefen Abscheu über das große Verbrechen. Alle Für- sten riefen sogleich ihre Gesandten ab, und ganz Europa, Däne- mark, Schweden und die Türkei ausgenommen, bekriegte ein Volk, welches sich von allen Grundsätzen der Rechtlichkeit losgesagt hatte. Aber je allgemeiner der Krieg gegen Frankreich wurde, desto heftiger erhob sich auch im Convente der Kampf zwischen beiden Parteien. Da sich die Jacobiner auf die höchsten Bänke des amphitheatralisch gebauten Saales zu setzen pflegten, die Girondisten aber auf den untern saßen, so nannte man jene den Berg, diese das Thal. Jener hatte den Plan, den nichtswür- digen Orleans, der sich jetzt, um dem Pöbel zu schmeicheln, nicht mehr Herzog, sondern Orleans-Egalitö nannte, als Dictator an die Spitze der Republik zu stellen, und da die Girondisten wider- sprachen, so hatten schon die Jacobiner ihre Maßregeln getroffen, manchmal ihre Kinder und Schwester mit einem Mitleid, welches beben machte. Glücklicherweise steigerte der Kummer der inngen Prinzessin deren Krankheit bis zu einem Grade, daß dadurch die starre Berzweiflung der Mutter eine Ableitung erhielt. Man ließ den Doctor Brünier und den Chirurg Lacaze holen, welche die Kranke in Monatsfrist herstellten. — Die Prinzessinnen konnten die Per- sonen, welche ihnen die Trauerkleider brachten, sehen, aber nur in Gegenwart der Mnnicipalbeamten. Die Königin wollte nicht mehr in den Garten gehen, weil sie auf dem Wege dahin an der Thür des Zimmers vorbei kam, welches der König bewohnt hatte und dieser Anblick ihr wehe that; aber damit der Mangel frischer Luft ihren Kindern nicht schade, bat sie Ende Februars, auf die Plateform des Thurmes steigen zu dürfen, was ihr auch gewährt wurde. Man bemerkte in der Stube der Municipalbeamten, daß das versiegelte Paquet, worin sich das Petschaft des Königs, sein Ring und verschiedene andere Gegenstände befanden, erbrochen und seines Inhalts beraubt worden war. Die Beamten waren eine Zeitlang deshalb in Sorge, endlich glaubten sie an einen Diebstahl, weil das Petschaft in Gold gefaßt war. Indeß war die Er- öffnung des Paquets in bester Absicht und auf den Wunsch der Königin aus- geführt worden, welche den Ring und das Petschaft des Königs seinem «Lohne erhalten wissen wollte.
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