1862 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Mädchen
84 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich.
von Deutschland, weil die Mündungen der Elbe und Weser zu
Frankreich gehören müßten. Dadurch wurden die Städte Ham-
burg, Bremen und Lübeck französisch, der Herzog von Olden-
burg ganz unschuldigerweise seines Landes beraubt und die
französische Grenze reichte nun bis an die Ostsee.
123. Krieg Rußlands gegen Frankreich, 1812.
Wahrend Napoleon so fortfuhr, die Grenzen Frankreichs
immer weiter zu stecken, mußte er immer noch gegen die Spanier
kämpfen, die von den Engländern kräftig unterstützt wurden.
Spanien war ein wahres Grab für die französischen Soldaten.
Ganze Heere wurden aufgerieben und mußten durch neue ersetzt
werden. Wäre Napoleon nicht durch sein übriges Glück so ver-
blendet gewesen, so hätte er jetzt gewiß jeden andern Krieg ver-
mieden und alle Kräfte ausschließlich gegen Spanien gewendet.
Aber zugleich fing er in seiner Vermessenheit auch an, sich gegen
Rußland zu rüsten, weil Alexander seinen Unterthanen erlaubt
hatte, englische Waaren ins Land zu bringen, und er nun ein-
mal die Engländer durchaus nicht auf dem festen Lande dulden
wollte. Die frühere große Freundschaft des Kaisers Alexander
mit Napoleon war in eine merkliche Spannung übergegangen;
der wahre Grund des Krieges war aber wohl der, daß Frank-
reich und Rußland nun als Landmächte Europas allein neben-
einander standen und Napoleons Herrschsucht keinen Gleichen
neben sich dulden mochte. Das ganze Jahr 1811 verging über
den gegenseitigen Rüstungen. Aber im Frühjahre 1812 zog ein
so großes und zugleich ausgesuchtes Heer gegen Rußland, wie
man noch nie gesehen hatte. Mehr als 600,009 Mann Fran-
zosen, Oestreicher (denn selbst Kaiser Franz hatte ein Hülfsheer
geben müssen, Preußen, Sachsen, Baiern, Würiemberger, Badener,
Westphälinger und andere Deutsche, Polen, Holländer, Italiener,
Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich versehen*), zogen
durch Deutschland nach Rußland. Alexander eilte, sich mit den
Türken und Persern, mit denen er damals Krieg führte, zu ver-
tragen, und rüstete sich, so gut er konnte. Aber freilich waren
*) Außer Dem übrigen Troß sah mau besondere Krankenwagen, Briicken-
geräthschaften, ganze Viehheerden, Fuhrwerke, hinten und vorn zu bespannen.
Handwerker aller Art, Wäscherinnen und Krankenwärterinnen, Gärtner, Feuer-
spritzen, Schläuche zu Wasserleitungen, ja selbst Kisten mit Glastafeln zu Treib-
häusern und mit Sämereien, um in den russischen Steppen den Boden zu besäen.