1862 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Mädchen
104
Neueste Geschichte. 2. Periode. Freiheitskampf.
Chr in Dresden mit 35,000 Mann auf Gnade und Ungnade
ergeben, und im Laufe des Winters capitulirten fast alle Festungen.
Natürlich wurde nun auch das Königreich Westphalen, wel-
ches unter französischer Herrschaft mitten in Deutschland bestand,
aufgehoben, und die Fürsten von Braun schweig, Oldenburg
und Hessen kehrten in ihre Staaten zurück; diejenigen deutschen
Länder, welche noch mit Frankreich durch den Rheinbund verei-
nigt gewesen waren, Würtemberg, Baden, Darmstadt u. a.
schlossen sich den Verbündeten an; auch Dänemark mußte sich
von dem Bündniß mit Frankreich lossagen und Norwegen an
das Königreich Schweden und Helgoland an England abtreten,
wogegen es Lauenburg erhielt. Nur Hamburg blieb noch von
dem französischen Marschall Davoust besetzt und sehr hart
bedrückt.
Wie in Deutschland, so wurde auch in Italien den Schöpfun-
gen Napoleons schnell ein Ende gemacht. Der Vicekönig Eugen
mußte den Oestreichern weichen, welche die Lombardei in Besitz
nahmen, während nach Toscana der Großherzog Ferdinand und
nach Rom der greise, vielgeprüfte Pius Vii. zurückkehrte. Nicht
minder empfindlich für Napoleon war der Verlust von Holland
und der Schweiz. Dorthin rückte Bülow mit großer Eile und
die befreiten Bewohner des Landes riefen den frühern Erbstatt-
halter als König Wilhelm I. zurück. Die Schweiz war gleich-
zeitig von einem Theile der östreichischen Armee besetzt worden.
Schon früher waren Spanien und Portugal durch Welling-
ton, welcher die Franzosen bei Vittoria aufs Haupt geschlagen
hatte, befreit worden.
Aber noch wollte sich Napoleon nicht für überwunden er-
kennen; das französische Volk hatte zwar keinen Glauben mehr
an den Sieg und besonnene Männer riethen zu Friedensunter-
handlungen, aber der Kaiser in seiner Vermessenheit wies solchen
Rath unwillig zurück. Trotzig sprach er: „Ich stehe an der Spitze
von Frankreich, weil mir die Verfassung so gefällt; verlangt
Frankreich eine andere Verfassung, so mag es sich einen andern
Herrscher suchen. Was ist der Thron? Ein mit Sammt über-
zogenes Stück Holz. Ich bin der Thron Frankreichs; ich bin der
Stellvertreter des Volks. Frankreich braucht mich nothwendiger,
als ich Frankreich. Ja, ich bin stolz, weil ich Muth habe; ich bin
stolz, weil ich große Dinge ausgeführt habe. Ihr wollt den Frie-