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1862 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Pius Ix. Bewegungen in Italien.
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ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht
zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu
berufenen Bürgerwehr und ahnte so wenig, wie seine zahlreichen
Bewunderer in ganz Europa, bis zu welchem Abgrunde ihn der
Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Male entfes-
selten Volks führen würde.
Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an
dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte
von vorn herein gewährt, was er überhaupt an Freiheiten zu
bieten vermochte; das junge Italien aber, welches über sein Auf-
treten jubelte, nahm diese ersten Gaben nur als einen Anfang
für die Verwirklichung aller patriotischen Wünsche und Träume
hin, und versuchte den Papst zur Anbahnung des ersehnten eini-
gen Italiens allenfalls auch auf den Weg der Gewalt zu drän-
gen. Als er ihren Forderungen widerstehen mußte, verlor er
nach und nach die Zügel der von ihm hervorgerufenen Bewegung
aus den Händen; an seiner Statt wurde das Volk von kühnen
Agitatoren und Tribunen geleitet, und als die Revolution in
Frankreich ausbrach, wurde er vollends von den Wogen der
demokratischen Leidenschaften überflutet.
Schon vorher waren in Folge der römischen Ereignisse große
Bewegungen in andern Theilen Italiens entstanden. Sicilien
hatte sich von Neapel losgerissen und auch in Neapel selbst hatte
ein Aufstand den König Ferdinand zur Gewährung einer freien
Verfassung genöthigt; eben so war der Großherzog Leopold
von Toscana und selbst der strenge Karl Albert von Sardinien
zur Einführung freierer Einrichtungen gedrängt worden. Gegen
die Oestreicher aber richtete sich in ganz Italien vorzüglich die
Wuth der Volkspartei, überall gab es Reibungen zwischen den
Italienern und den „Deutschen", und in Oberitalien sah sich Oest-
reich genöthigt, den Kriegszustand zu erklären, um die Bewegung
niederzuhalten.
Auch in der Schweiz hatten in den letzten Jahren zwischen
den politischen und kirchlichen Parteien bedeutende und zum Theil
blutige Kämpfe stattgefunden, an welchen ganz Europa lebhaften
Antheil nahm. Die radicale Regierung des Cantons Aargau
hatte in Folge thätlicher Widersetzlichkeit der Katholiken gegen
getroffene Anordnungen acht Klöster in Beschlag genommen, und
die Bundesregierung aller Cantone hatte diese Handlung bestätigt.
Da spaltete sich das ganze Schweizervolk in Radicale und Eon-