1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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48. Schattiere.
Außer den Fischen beherbergt das Wasser noch eine Reihe
von Schattieren, die dem Menschen zur Nahrung dienen.
Hierher gehören verschiedene Krebsarten: der Flußkrebs, die
Krabben, Granaten (Garneelen), Taschenkrebse und Hummern,
deren Fleisch als wohlschmeckend geschätzt wird, aber nicht leicht
verdaulich und nicht zu allen Jahreszeiten genießbar ist. Nach
dem Genuß von Schattieren stellen sich bei manchen Menschen
Hautausschläge ein, die den nach der Berührung von Brennesseln
sich bildenden Quaddeln ähnlich sind und daher als Nesselaus-
schlag bezeichnet werden.
Gin bei vielen beliebtes Nahrungsmittel liefern uns ferner
die Muscheln und Schnecken, von denen man vornehmlich die
Austern, die Mies- und Strandmuscheln sowie die großen Wein-
bergsschnecken zum Genuß verwendet. Die Austern werden meist
roh gegessen, sind leicht verdaulich, enthalten viel Eiweiß, auch
etwas Fett und eignen sich nicht nur als Leckerbissen für gesunde,
sondern unter Umständen auch zur Ernährung schwerkranker Personen,
die andres Fleisch nicht vertragen. Die übrigen Muscheln und
Schnecken pflegt man vor dem Genuß abzukochen. Gute Austern
haben festgeschlossene Schalen und saftige, zarte Beschaffenheit,
tote riechen widerlich und sind ungesund. Klaffende Schalen und
innere schwärzliche Ringe zeigen, daß die Auster matt, krank oder
tot ist. Da die Schattiere nach dem Tode rasch in Fäulnis über-
gehen. wobei giftige Zersetzungsstoffe abgeschieden werden, und
da sie unter Umständen auch giftige Unreinigkeiten aus dem um-
gebenden Wasser aufnehmen, sind nach ihrem Genuß nicht selten
Vergiftungserscheinungen beobachtet worden. Insbesondre
haben die Miesmuscheln schon mehrfach Erkrankungen und den
Tod von Menschen verursacht, da sich nach 14tägigem Verweilen
in Stauwasser ein Gift in ihrer Leber bildet; letzteres soll aller-
dings in fließendem Wasser schnell wieder schwinden.
Gesundheitsbüchlein.
49. Mer das Schlachten der Tiere.
„Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes, aber das Herz des
Gottlosen ist unbarmherzig." Und doch: aus Erfahrung wissen
wir, wie unbarmherzig es trotz dieser alten, eindringlichen Mahnung
oft genug noch in der Küche beim Schlachten hergeht.
Wer ein Tier schlachten will, muß zuallererst ein scharfes
Messer haben. Tauben, Hühner, Enten und Gänse werden am
schmerzlosesten getötet, wenn man den Kopf auf einen Holzblock legt
und ihn mit einem scharfen Messer oder Beil abhackt. Das Töten
durch einen Genickstich bereitet den Tieren große Qual. Wer sie aber
durchaus auf diese Weise töten will, sollte sie wenigstens durch
einen starken Schlag mit einem Hammer oder einem andern
Instrument auf den Hinterkopf zuvor betäuben.