1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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wird am ausgedehntesten in Irland betrieben: aber auch Ruß-
land. Mähren. Böhmen und Deutschland liefern guten Flachs in
großer Menge.
Verwandt mit dem Lein ist der Hanf. Er ist eine einjährige
Pflanze und muß daher jedes Jahr gesät werden. Der Vast wird
auf gleiche Weise gewonnen wie der Lein. ^ Der gesponnene
Hanffaden ist etwas gröber, hat aber eine besondere Festigkeit.
Man bereitet daraus vorzugsweise Zwirne, Segelgarn.
Schnüre, Seile. Taue. Segeltuch und Zeltdecken:
aus den feinsten Fäden können aber auch feine Tücher gewoben
werden.
Seit einigen Jahren wird auch die Jute als wichtige Gespinst-
pflanze geschätzt. Sie wird in Ostindien, auf den indischen Inseln,
in Arabien. Ägypten. Algier und Guinea angebaut. Die 1—2 m
langen Fasern werden zu Teppichen. Möbel st offen.
Seilerwaren, namentlich aber zu Packtüchern ver-
arbeitet. In Deutschland wurde die erste Iutespinnerei 1861
gegründet.
Endlich werden auch die große und die weiße Nessel als Ge-
spinstpflanzen benutzt. Erstere wächst als Unkraut überall; letztere
wird hauptsächlich in Ostindien und China in bedeutender Menge
angebaut. Aus den Fasern dieser Pflanze wird das echte Nessel-
t u ch hergestellt, ein seidenartiges Gewebe, das an Feinheit dem
Batist gleichkommt, diesen aber in bezug auf Haltbarkeit weit
übertrifft. Ium Teil nach Tutschek u. a.
82. Wollstoffe.
Aus Wolle gefertigte Kleidungs st offe halten viel
wärmer als Stoffe aus Seide. Flachs und Baumwolle; deshalb
ist schon von alters her die Wolle verschiedener Tiere zu Kleidungs-
stücken aller Art verarbeitet worden.
Wolle zu Stoffen liefern: das Lama, das Vigogne- und das
Alpakatier Südamerikas und die Kaschmirziege in Asien; auch
das Haar des Kamels wird zu grobem Filz und Garn ver-
wendet. Besonders wichtig für uns ist die Wolle der Schafe. Da
diese wegen ihrer Kräuselung sich vortrefflich zum Verfilzen
eignet, so verwendet man sie in erster Reihe zur Bereitung des
Tuches. Das Tuch unterscheidet sich von allen andern Geweben
dadurch, daß die einzelnen Fäden, die das Gewebe ausmachen,
miteinander so fest verbunden sind, daß sie, wenn man ein Stück
abschneidet, nicht wie Leinwand und andre Zeuge ausfasern.
Tuch braucht daher nicht gesäumt zu werden, was bei Baum-
wollen-, Leinen- und Seidenzeugen immer nowendig ist.
Die Schafe werden ein- oder zweimal im Jahre geschoren;
die Wolle wird sodann sortiert, gewaschen und zu Garn ver-
sponnen. Aus diesem webt man das Tuch, das anfänglich ganz
leinwandartig aussieht, dann aber gewalkt wird, wodurch die