1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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gehörig gereinigten Häute durch eine warme Auflösung van Koch-
salz mit etwa vier- bis sechsmal soviel Alaun und läßt sie dann
trocknen. Gewöhnlich gerbt man auf diese Art nur dünnere Häute
von Ziegen. Schafen und Kälbern: es werden aber auch Roß-
und Ochsenhäute ähnlich behandelt. Das aus dieser Gerberei
hervorgehende Leder ist weiß im Innern, daher sein Name Lleiß-
leder, und wird von Sattlern. Riemern. Schuhmachern usw. ge-
braucht. Auch das bekannte Glacöleder ist eine Art Weißleder,
zu dessen Bereitung der Auflösung von Alaun und Kochsalz noch
Milch. Eiweiß, Baumöl, Weizenmehl und Weinstein zugesetzt
werden, um das Leder recht geschmeidig zu machen. Zuletzt wird
es mit einer Glaskugel glänzend gerieben.
Das Waschleder erhält man durch die Sämischgerberei,
in der man alle Arten schwächere Felle gerben kann. Die Häute
werden mit Tran gut eingerieben, einige Stunden unter die
Stampfen einer Walkmühle gebracht, so daß sie innig von Fett
durchdrungen werden, und hierauf getrocknet. Solches Leder ist
sehr weich und läßt sich waschen: es wird daher zu Handschuhen,
Beinkleidern usw. verarbeitet. Nach Barentm.
86. Strohwaren.
Aus Stroh werden verschiedene Gegenstände, wie Hüte.
Kappen. Arbeitstaschen, Schuhe usw., hergestellt. Das zur Flecht-
arbeit bestimmte Stroh stammt von einer besondern Sorte
Sommerweizen oder Sommerroggen. Es wird, ehe es noch völlig
reif ist. ausgerauft, getrocknet und hierauf nach seiner Güte und
Brauchbarkeit sortiert. Dann werden die Knoten an den Halmen
weggeschnitten und letztere in einer Pottaschenlösung und in
Chlorwasser gebleicht. Das sehr feine italienische Stroh wird in
ungespaltenen Halmen, die flach gepreßt sind, verarbeitet, während
das minder feine Stroh andrer Länder mittels eines Stroh-
spalters gespalten wird. Aus mehreren Strohstreifen werden
zunächst lange Treffen geflochten, die man nach dem Waschen und
Pressen mittels einer feinen Naht zu Hüten usw. zusammen-
fügt. Das fertige Stück wird abermals gewaschen, gebleicht und
zuletzt geplättet.
Die feinsten Strohgeflechte liefert Toskana. Schon seit An-
fang des 19. Jahrhunderts steht die Kunst des Strohflechtens in
Italien in hoher Blüte. Von dort hat sie sich über andre Länder
verbreitet. In Deutschland wird diese Industrie besonders in
Sachsen, im Schwarzwalde und in den schlesischen Weberei
distrikten betrieben.
87. Stecknadeln und Nähnadeln.
Die Stecknadel ist fürwahr der einfachste und unbedeutendste
Gegenstand in der Haushaltung und doch so notwendig. Man