1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Daher sollte man letzter«, der ja für manche Räume sehr wünschens-
wert ist, nur im untersten Viertel der Wandflächen anbringen.
Durch die Ritzen und Spalten einer geschlossenen Tür und eines
Fensters sowie durch das poröse Holz dieser dringt ebenfalls eine
bedeutende Luftmenge ein, und dieselbe Menge Zimmerluft wird
auf demselben Llzege wieder verdrängt. Es bilden sich dadurch fort-
währende Luftströme im Innern eines Zimmers, die als lästiger
Zug empfunden werden, wenn sie heftiger auftreten. Daher kommt
es auch, daß starker Wind selbst im Innern eines Zimmers Zug-
luft verursachen kann.
Durch diese Art der Lufterneuerung wird aber die unreine
Luft nie gänzlich entfernt; deshalb ist es nötig, mitunter die ge-
samte innere Luft mit einemmal nach außen zu versetzen und dafür
äußere Luft hereinzulassen. Es geschieht dies am einfachsten durch
Offnen der Fenster und, falls dadurch kein rechter Zug entsteht,
auch der Türen. Letztere allein zu öffnen, ist unzureichend und
auch deswegen verkehrt, weil man dadurch nur Flur-, Treppen-
und sonstige innre Luft eintauscht. Mit Recht sagt deshalb schon
die berühmte Krankenpflegerin Miß Rightingale: „Die Fenster
sind dazu da. offen, und die Türen, geschlossen gehalten zu werden."
Auch soll man die Fenster ganz und nicht bloß einen Flügel oder
eine Luftscheibe öffnen, damit die Lüftung rasch und gründlich
geschehe. Sehr wichtig für den Luftaustausch sind auch die Zimmer-
öfen. denn die erwärmte leichtere Luft des Zimmers steigt durch
den Schornstein in die Höhe und wird durch von außen ein-
dringende kältere und schwerere ersetzt.
Außer der öftern Lufterneuerung ist auch darauf Bedacht zu
nehmen, daß das Eindringen von schädlichen Gasarten und
Dünsten, von Rauch und Staub verhindert wird. Deshalb sind
hauptsächlich Anhäufungen von menschlichen und tierischen Aus-
wurfstoffen in den Wohnungen selbst oder in deren Umgebung
zu verhüten und die bei Verbrennungen sich bildenden Gase so
schnell wie möglich zu entfernen; auch müssen üble Gerüche sowie
stark wohlriechende Düfte vermieden werden. Reine Luft kann
man niemals durch Räucherung erzielen. Pflanzen, die sehr
duften, hat man aus Zimmern zu entfernen. Besonders giftig ist
das Kohlenoxydgas, das sich in Ofen bei Verbrennung entwickelt.
Wird die Entweichung dieses Gases durch Schließung der Ofen-
klappen verhindert, so dringt es in das Wohnzimmer. Wenige
Einatmungen dieser Luftart genügen, und der Mensch ist getötet.
Richt minder gefährlich ist das bekannte Leuchtgas. Man sehe
daher ängstlich darauf, daß aus den Easröhren solches nie ent-
weichen kann. Als sehr gesundheitsschädlich müssen auch die
Kloaken- oder Abortgase (die Schwefelwasserstoffgase) bezeichnet
werden. Aborte sollen daher möglichst fern von unsern Wohnun-
gen sich befinden und gute Gasabzugsleitungen besitzen.
Das Sonnenlicht wirkt, wie auf alle organischen Gebilde,
auch auf den menschlichen Körper außerordentlich fördernd und