1913 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Kutsche, E., Koenig, W., Urbanek, Rudolf
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1895
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
- Geschlecht (WdK): Mädchen
152
Im Selbstkocher kann so etwas nicht vorkommen, ebenso sind
Verluste an Nahrungsmitteln durch Überkochen, Verkochen und
Anbrennen ausgeschlossen. Natürlich werden bei diesem Koch-
verfahren auch die Töpfe sehr geschont, so daß sie jahrelang im
Gebrauch sind. Die Emaille springt nicht ab, und scharfe
Reinigungsmittel wegen Ruh usw. brauchen nicht angewendet zu
werden, da die Töpfe von außen kaum schmutzig werden.
Außerdem hat man noch den großen Vorteil, daß man jeder-
zeit warmes Essen bereit hat, denn die Speisen halten sich zehn
bis zwanzig Stunden warm. Dies ist besonders da wertvoll,
wo die einzelnen Familienmitglieder ihrer verschiedenen Tätigkeit
halber nicht zu gleicher Zeit zum Essen kommen können. Die-
jenigen Menschen, die im Freien arbeiten, waren früher größten-
teils auf kaltes oder lauwarmes Essen angewiesen, daher fühlten
sie sich veranlaßt, ihren Magen durch Alkohol zu erwärmen. Mit
Hilfe eines tragbaren Selbstkochers kann jetzt das Essen zu jeder
Zeit und an jeden Ort heiß geliefert werden. Die schmackhafte
heiße Kost wird das Verlangen nach dem so schädlichen Alkohol
sehr vermindern. Ferner haben sich die Selbstkocher überall da
gut bewährt, wo es durch die gegebenen Verhältnisse nicht mög-
lich ist, Feuer anzuzünden, z. B. auf Luftschiffahrten, auf Automobil-
touren, bei Picknicks usw.
So erweisen sich die Selbstkocher als Wohltäter des Volks
und der ganzen Menschheit und sollten eigentlich in keinem Haus-
halte fehlen, weder im einfachen noch im feinen, weder im kleinen
noch im großen.
Nach Lima Erootz (Berlin).
100. Scherben in der Küche.
Bei diesen Worten wird die Hausfrau wehmutsvoll das
Haupt wiegen, denn es bezeichnet ein Leidenskapitel im Buche
ihres so wohlgeordneten Haushalts, über welches — ich glaube
nicht zu übertreiben — schon wiederholt ihre Tränen geflossen sind.
Ein vollzähliger Bestand an schönem Glas und Porzellan
ist der gerechte Stolz jeder Hausfrau. Mit doppeltem Vergnügen
bewirtet sie ihre Gäste in dem Bewußtsein, daß ihr Tischgerät
dem einfachsten Mahle einen festlichen Charakter gibt.
Leider aber pflegt Martha, der Küchenengel, Wert und
Schönheit des Hausrats wenig Verständnis entgegenzubringen.
Ihr gilt es gleich, ob eine dickwandige Restauranitasse oder eine
von feinstem englischen Porzellan, ein Zehnpfennigglas oder ein
mohnblattdünnes geschliffenes in dcr Abwaschschüssel liegt. Es
ist eben „ein Aufwaschen". Wer wird sich so viel Amstände
machen, jeden Gegenstand noch dem Grade seiner Zerbrechlichkeit
zu behandeln!
Was in die Brüche geht, wird dem Auge der Hausfrau
entrückt, bis die Lücken im Geschirrschrank ein stillredend Zeugnis