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1. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 179

1913 - Wittenberg : Herrosé
179 abzulösen. Freilich gibt es auch tadellos arbeitende Wurst- und Fleischschneidemaschinen, von denen die geschnittene Ware auf einen Untersatz fällt. Und es gibt auch Gabeln oder noch geeignetere Instrumente, die den Aufschnitt appetitlich auf das Papier be- fördern helfen. Auch in den Konditoreien und Konfitürengeschäften, selbst in den feinsten, fassen die Verkäuferinnen alles mit den Händen an. Lehnt sich der Kunde gegen diese sanitäre Unsitte auf, so heißt es: „Das ist bei uns so üblich". Da gibt es nur einen Ausweg: man empfehle sich verbindlichst. Reinliche Menschen sollten ihren Bedarf an Lebensmiteln nur dort decken, wo es peinlich sauber zugeht. Die Schulkinder essen die Kirschen, die sie beim Straßen- händler kauften, und auf denen eine merkliche Schicht Straßen- staub abgelagert ist. Aus Besorgnis, für feige oder furchtsam gehalten zu werden, spiegeln viele Leute einen stoischen Gleichmut vor beim Heran- nahen etlicher Autos, Radler und Straßenbahnen, obgleich sie besser täten, sich so rasch wie irgend möglich in Sicherheit' zu bringen. Mancher huldigt der reizenden Angewohnheit, das Straßen- pflaster für einen Spucknapf zu halten, oder er gefährdet das Leben seiner Mitmenschen, indem er Obstschalen und -kerne aus den Bürgersteig wirft, so daß die Passanten ausgleiten. Viele Hausfrauen halten sich für sehr ordnungsliebend, wenn sie Teppiche und Decken aus dem Fenster ausschütteln, so daß der Schmutz den unter ihnen Wohnenden bestimmt in die Zimmer hineinfliegt, während sie sehr ärgerlich sind, wenn ihnen dasselbe zugefügt wird von dem über ihnen Hausenden, der von der gleichen Nächstenliebe erfüllt ist, wie sie selbst. Nicht selten kommt es vor, daß Hundebesitzer ihrem vier- beinigen Liebling das Fell krauen und gleich darauf, ohne die Hände gewaschen zu haben, das Brot anfassen, das die ganze Familie genießen soll. Feine Hausfrauen finden es selbstverständlich, Brötchen und Brote in den Händen herumzuwälzen und*auf ihre Frische und Knusprigkeit zu prüfen, um sie dann dem lieben Nächsten zu überlassen. Es ist auch eine hygienische Unart, am Marktslande die Finger in das Fleisch zu drücken oder mit dem Finger etwas von der Butter abzustreichen, um die Ware einer Prüfung auf ihre Güte zu unterziehen. Wenn einen just der Husten oder das Niesen plagt, so soll er im Nahrungsmittelgeschäft um so mehr die Hand oder das Taschentuch vor Mund und Nase hallen, damit der Sprühregen sich nicht auf die Lebensmittel ergießt und diese mit Krankheits- erregern überschüttet. Namentlich in Influenzazeilen können rücksichtslose Verstöße gegen diese wichtige hygienische Verkehrsregel viel Unheil anrichten. 12*
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